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Mythos oder Wahrheit

Quelle: Nimi Diffa/ ©Unsplash

Rund um das Thema Sexualität gibt es viele „Geschichten“. Auch in Blogs, Artikeln und Broschüren werden sexuelle Themen besprochen. Nicht immer werden dabei die gleichen Aussagen getätigt. Manche widersprechen sich sogar. Was stimmt nun von diesen Aussagen und was gehört in den Bereich der Mythen? Wir haben dir die gängigsten Mythen herausgesucht – und Antworten aus dem Fachbereich der Sexualpädagogik dazugeschrieben.

Nein. Sex kann auf viele verschiedene Arten zwischen den Geschlechtern stattfinden, nicht nur zwischen Frau und Mann. Wenn das aber der Fall ist und heterosexueller Geschlechtsverkehr stattfindet, nimmt die Vagina den Penis auf. Möglich wird das, weil beide Geschlechtsorgane erigiert sind. Bei der Frau fließt Blut in die Vulvalippen und Klitoris, die Muskulatur wird aktiviert und gleichzeitig weicher und flexibler, die Vagina dehnt sich aus. Beim Mann fließt ebenfalls Blut in den Penis, er wird größer, steif und richtet sich auf. Es ist übrigens völlig normal, dass der Penis nicht kerzengerade nach oben ragt, sondern eine leichte Schieflage einnimmt.  

Eine doppelte Erektion: Wenn beide Geschlechtsorgane – Vulva und Penis – eine Erektion haben, bist du körperlich auf den Geschlechtsverkehr vorbereitet. Dann tut es nicht weh. Eine Erektion tritt normalerweise auf, wenn du sexuell erregt bist. Eine sexuelle Erregung ist äußerlich nicht sichtbar, du spürst sie in den Genitalien – bei manchen ist es ein leichtes Ziehen oder Zittern, andere empfinden es eher als Kitzeln. Lust haben oder geil sein, das sind weitere Begriffe für eine sexuelle Erregung. 

Warum es doch weh tut? Das passiert dann, wenn die Vagina versucht, einen Penis aufzunehmen, aber keine Erektion hat. Die Muskulatur ist nicht weich und flexibel genug, sondern verhärtet sich eher. Doch dann fällt dir vielleicht der Satz ein, dass es beim ersten Mal wehtut und denkst dir, da muss ich jetzt durch. Falsch! Lass nichts zu, was unangenehm ist! Außerdem: Wenn du öfters etwas tust, was schmerzt, lässt deine sexuelle Freude nach. Der Körper hat ein Schmerzgedächtnis: Wenn du Schmerzen beim Sex zulässt, speichert das dein Körper ab und es wird schwieriger, eine Erektion zu haben. Denn etwas, das wehtut, will man nicht machen. Wenn du eine junge Frau bist, solltest du also sehr genau darauf achten, ob du erregt bist und eine Erektion hast. Wenn beides der Fall, macht es dir Spaß. 

Erregt, aber keine Erektion? Ja, das gibt’s. Es kann sein, dass du sexuell sehr erregt bist und trotzdem keine Erektion hast. Es kann aber auch umgekehrt der Fall sein: Du hast eine Erektion, bist aber nicht erregt. Das alles kannst du nicht beeinflussen, es ist ein körperliches Geschehen. Wichtig ist aber, dass du genau spürst und unterscheiden kannst. Wenn du zwar erregt bist, aber keine Erektion hast, wird der Geschlechtsverkehr wahrscheinlich wehtun. Und warum solltest du das mitmachen? Menschen haben Sex wegen dem Lustgefühl! Du kannst auch anders Sex haben, zum Beispiel: berühren, aneinanderreiben, mit der Hand befriedigen… Probiere aus, womit du dich körperlich und seelisch wohlfühlst. 

Nein. Es kann passieren, muss aber nicht. Wenn du nach dem ersten Mal blutest, war es dein Hymen. So nennt man ein dünnes Häutchen, das den Eingang zur Vagina verschließt. Babys im Mutterbauch haben ein intaktes Hymen. Bei den meisten Mädchen ist es bereits geöffnet, wenn sie auf die Welt kommen. Je älter du wirst und je mehr Sexualhormone in deinem Körper werkeln, umso weicher und flexibler wird das Hymen. 

Das Hymen. Weil wir Menschen verschieden sind, läuft es auch mit dem Hymen unterschiedlich. Bei manchen Frauen ist es so flexibel, dass es sich beliebig dehnen kann – auch beim ersten Geschlechtsverkehr. Es reißt weder ein noch blutet es, bei circa 65% der Menschen mit einer Vagina ist das der Fall. Bei den restlichen ist das Häutchen vielleicht etwas stärker und fester. Dann reißt es ein, wenn die Vagina den Penis aufnimmt. Das Einreißen fühlt sich wie ein kurzer Stich an und du blutest ein wenig. Wenn du aber sexuell erregt bist und eine Erektion hast, ist dieser kleine Schmerz nebensächlich.  

Jungfernhäutchen. Ein veralteter Begriff für das Hymen, der als Beweis für Jungfräulichkeit hergenommen wurde. In früheren Jahrhunderten gab es strikte Sexualregeln, in manchen Religionen und Kulturen ist das heute noch der Fall. Eine dieser Richtlinien meint, dass Menschen vor der Ehe keinen Geschlechtsverkehr haben sollen. Wie soll man aber feststellen, ob jemand schon Sex hatte oder nicht? Bei Frauen wird das Hymen als „Prüfungsinstrument“ hergenommen und man legte sich zurecht: Blutet es beim ersten Mal, war das Hymen intakt und die Frau eine Jungfrau. Blutet es nicht, hatte die Frau schon mal Sex. Da aber nicht alle Hymen bluten, wird Blut manchmal vorgetäuscht – natürlich nur von Menschen, denen solche Traditionen wichtig sind. Grundsätzlich gilt: Du entscheidest selbst über deine Sexualität. Außerdem ist es immer problematisch, wenn gesellschaftliche Regeln biologische Gegebenheiten ignorieren. Es kann viel Leid entstehen, wo keines notwendig wäre. 

 

Nein. Ob du Frauen oder Männer oder beide Geschlechter gleichermaßen sexuell anziehend findest, kann ein Leben lang gleichbleiben. Es kann sich aber auch ändern. Wen oder was du sexuell anziehend findest, ist total verschieden: Es kann der Körper dieser Person sein, das Aussehen, die Stimme, Mimik, Gestik, Ausdrucksweise, der Humor, aber auch Kleidungsstil, Interessen oder anderen Faktoren. Unsere Gesellschaft ist in vielen Bereichen von Traditionen geprägt. Eine davon ist, dass eine sexuelle Beziehung zwischen einer biologischen Frau* und einem biologischen Mann* als Norm angesehen wird. Diese Tradition hat sich in vielen Bereichen niedergeschlagen: So sind beispielsweise in vielen Büchern, Filmen, Theaterstücken usw. eine Frau und einen Mann ein (Liebes-)Paar. Diese Prägung wirkt sich auf die sexuelle Entwicklung von Menschen aus. 

Deine Grundausstattung. Die biologische, körperliche und seelische Anlage macht es möglich, dass sich alle Menschen in alle Menschen verlieben können. Das sexuelle Interesse ist also nicht „von Natur aus“ auf nur ein Geschlecht reduziert. Da wir aber oft nur eine genormte Sexualität sehen, kennenlernen und in unserem Umfeld erleben, entwickeln wir uns danach. Doch jeder Mensch kommt mit einer individuellen Grundausstattung auf die Welt – die sexuelle Orientierung ist ein Teil davon.

Die sexuelle Sozialisation. Deine Entwicklung wird von deiner Umgebung beeinflusst: Das sind Familie, Verwandtschaft, Bekannten- und Freundeskreis, aber auch die Gesellschaft, der Ort, an dem du lebst, die Schule, dein Arbeitsumfeld usw. Wie du Beziehungen gestaltest, wie du Freundschaften lebst oder wie sich deine sexuelle Orientierung entwickelt: All dieses Wissen nimmst du aus deiner Umgebung. Man nennt diesen Vorgang „Sozialisation“. Wenn du nur heterosexuelle Beziehungen kennst, wirst du diese sexuelle Orientierung als „normal“ empfinden. Das kann für dich stimmen, muss aber nicht. 

Erfühle dich, bleib ehrlich. Zur Grundausstattung, mit der du auf die Welt kommst, gehört auch, wie du Gefühle wahrnimmst. Spüre gut in dich hinein und du wirst herausfinden, wen du sexuell anziehend findest. Es kann sein, dass du dich Hals über Kopf in eine Frau verliebst und wenig später in einen Mann. Oder du hast eine Liebesbeziehung mit einem Mann und begehrst plötzlich eine Frau. Dann hat trotzdem jedes Gefühl seinen Wert und ist richtig. Sei ehrlich zu dir selbst und den Menschen, die du sexuell begehrst. Bei Liebe, Sex und Zärtlichkeit ist viel mehr möglich als du vielleicht meinst. Und alles ist erlaubt – solange es sich für alle Beteiligten gut anfühlt. 

Jein. Pornofilme werden produziert, um Menschen sexuell zu erregen. Das ist in Ordnung – solange dir klar ist, dass ein Porno nur sexuelle Fantasien und nicht die Realität abbildet. Wenn das der Fall ist, kannst du Pornos nutzen, um dich sexuell in Stimmung zu bringen. Du solltest aber bei der Konsumation folgende Infos beachten: 

Viele Möglichkeiten. Eine gesunde Sexualität zeichnet sich dadurch aus, dass viele verschiedene Wege zu sexueller Erregung führen. Sobald du merkst, dass es dir nur noch mit Pornos gelingt und du nur dann sexuell erregt bist, solltest du damit aufhören. Es kann auch sein, dass in Pornos die immer gleichen Berührungen oder Positionen, umgesetzt werden. Das könnte dich fixieren. Tue es im Sitzen, Liegen, auf der Seite liegend… Gestalte deine Sexualität vielseitig und setze deine Fantasie ein. Das macht doch viel mehr Spaß, als sich etwas vorgeben zu lassen.  

Immer dieselben Gedanken. Du kannst an nichts anderes mehr denken? Du willst immer nur Pornos schauen? Nichts und niemand kann dich ablenken? Dann spricht man tatsächlich von einer Sucht und du solltest alles daransetzen, um da wieder herauszukommen. Ansonsten bestimmst nicht du, sondern die Sucht dein Leben. Du kannst versuchen, etwas anderes zu tun, das dich sehr fordert – beispielsweise eine intensive Sportart. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass es sehr schwierig ist, ein Suchtverhalten allein zu ändern. Am besten holst du dir Unterstützung bei einer Sexualtherapie. Du musst deinen Eltern nicht sagen, warum du zur Sexualtherapie gehen willst. Es reicht, wenn du sagst, dass du Fragen zu deiner Sexualität hast und lieber mit einer fremden Person darüber sprichst. 

Verbotene Pornofilme. Filme, in denen Kinder beim Geschlechtsverkehr mit anderen Menschen gezeigt werden, sind verboten. Man nennt das Kinderpornographie. Wenn du merkst, dass dich solche Szenen sexuell erregen, solltest du dir so rasch wie möglich Unterstützung holen. Du bist kein schlechter Mensch, wenn du das fühlst. Es ist nur so, dass sich deine Sexualität wie in einer Einbahn verhält. Diese Art von sexuellem Zugang wird als „sexuelle Limitierung“ bezeichnet, die sich nicht von selbst auflöst. Am besten holst du dir Unterstützung bei einer Sexualtherapie. 

Sofort löschen! Wenn dir jemand pornographische Bilder schickt, lösche sie sofort. Du kannst sie auch melden, zum Beispiel hier.  

Natürlich nicht. Selbstbefriedigung ist etwas Lustvolles und Schönes – für all jene, die mit sich selbst gerne Sex haben. Wie oft, wann, auf welche Art oder ob du das überhaupt magst, bleibt dir selbst überlassen. Du musst auch nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Sexualität ist etwas sehr Intimes und Privates. Wenn du keine Lust auf Selbstbefriedigung hast, dann mache es einfach nicht. Du bist trotzdem sexuell gesund und total okay. Lass dich bei diesem Thema auf keinen Fall unter Druck setzen, sondern bleibe bei dir und deinen Gefühlen. 

Nach 1000 Schuss ist Schluss. Blödsinn! Wenn du ein Mann* bist, produziert dein Körper bis ans Lebensende Spermien und Samenflüssigkeit. Wie viel oder wenig du davon verbrauchst, hat keinen Einfluss auf deine Gesundheit. Du kannst sie auch nicht aufbrauchen, nur weil du dich oft selbst befriedigst oder oft Sex hast. Es ist nur so, dass die Qualität deiner Spermien mit zunehmendem Alter abnimmt.     

Nein. Ob du Tampons oder Menstruationsbinden verwendest, ist reine Geschmackssache. Beide Arten sind gleich hygienisch. Wichtig ist nur, dass die verwendete Menstruationshygiene regelmäßig wechselst und dich täglich wäschst.  

 

Nein. Ob du einen BH tragen möchtest, bleibt dir überlassen. Notwendig ist der Büstenhalter nur, wenn es medizinisch empfohlen ist – beispielsweise nach einer Operation. Manche Menschen finden es angenehm, den Busen beim Sport oder während des Brustwachstums zu stützen. Andere wiederum fühlen sich mit einem BH eingeengt. Übrigens: Es ist falsch, dass Büstenhalter mit Bügel Brustkrebs fördern. Wichtig ist nur, den Busen nicht unnötig zusammen zu quetschen. Er soll locker im BH liegen, das ist übrigens auch angenehmer. 

 

Ja, es stimmt: Verhütungsmittel musst du selbst bezahlen. Wenn du dir ein Rezept für die Pille holst, weise deine Frauenärzt:innen darauf hin, dass du sie selbst bezahlst. Es gibt verschiedene Preisgestaltungen, günstigere und teurere Produkte. Eine preislich günstige Pille wirkt genauso gut wie ein teures Präparat. Und ja, auch das stimmt: Die Dreimonatsspritze kann Auswirkungen auf die Knochendichte haben und wird deshalb Jugendlichen nicht empfohlen. Ab 25 Jahren kannst du sie bedenkenlos verwenden, bis dahin sollte deine Knochendichte ausgewachsen sein. 

 Stand: Dezember 2022

Patronat
Autor/-in
Bettina Weidinger

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