Sexualität

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Häufige Mythen

Quelle: Towfiqu barbhuiya/ ©Unsplash

Um das Thema Sexualität ranken sich viele Erzählungen, die oft große Faszination ausüben. Wird dann auch noch in TV-Serien oder Social Media darauf eingegangen und Geschichten immer wieder weitererzählt, verfestigen sich diese Vorstellungen und es herrscht oft große Überraschung im Klassenzimmer, wenn wir auf- und erklären, was es wirklich damit auf sich hat.

 

Das heißt aber nicht, dass nur Jugendliche falsche Vorstellungen von Sex im Kopf haben: auch wir Erwachsenen gehen vielen Geschichten auf den Leim und sind klarerweise nicht in jedem Bereich top informiert. Aber was sind die häufigsten Stories unter Jugendlichen? Auch Mythen verändern sich fortlaufend, es gibt aber einige sehr ausdauernde Geschichten, auf die wir besonders oft treffen. 

Ein Mythos, den so wohl schon jede:r mal gehört hat. Und trotzdem ist es noch nicht überall angekommen, dass es das „Jungfernhäutchen“ in diesem Sinne gar nicht gibt! Richtig gelesen. Man kann sich das Hymen eher als einen sehr elastischen Hautkranz um den Scheideneingang herum vorstellen, der nie ganz verschlossen sein kann (Wo käme sonst Weißfluss oder das Regelblut heraus?). Im Mutterbauch ist er noch verschlossen, damit sich die Sexualorgane ungestört vor eindringendem Fruchtwasser entwickeln können – kurz vor der Geburt bildet es sich aber bei jeder Vagina individuell zurück. Das heißt: bei einer Person ist ein klein bisschen mehr übriggeblieben, bei einer anderen kaum etwas. Und so kann auch keine Ärztin oder kein Arzt der Welt durch eine Untersuchung feststellen, ob eine Frau schon mal Geschlechtsverkehr hatte oder nicht. Nimmt die Scheide nun einen Penis auf, blutet in mehr als der Hälfte aller Fälle überhaupt nichts. Wenn das Häutchen doch einen feinen Riss bekommt, kann es ein paar Tropfen Blut geben – von der Schmerzintensität her wäre es in etwa vergleichbar mit dem Einzwicken von Haut zwischen den Fingernägeln. Woran aber liegt es dann, dass das heterosexuelle „1.Mal“ angeblich mit Schmerzen verbunden ist? Überraschung für Viele: das erste Mal muss überhaupt nicht schmerzhaft sein – wenn die Vagina ausreichend erregt ist. Denn dann wird sie feucht und weich, der sie umgebende Beckenbodenmuskel entspannt sich, und sie ist damit in der Lage, etwas ganz ohne Schmerzen aufzunehmen. Ist es noch nicht so weit, kann sich Geschlechtsverkehr unangenehm anfühlen – und man darf einfach noch ein bisschen warten und sich weiter erregen, bevor man ohne Schmerzen aber mit Lust weitermacht. Hier wird auch deutlich: So ein Mythos kann auch die Praxis beeinflussen: Bin ich davon überzeugt, dass das erste Mal weh tut, werde ich es auch eher hinnehmen und unnötige Schmerzen aushalten. Aufklärung ist hier also auch ein Schritt in die Autonomie und Selbstfürsorge.

Diese Geschichte klingt immer ein bisschen zu verrückt, um wahr zu sein? Oder doch nicht? Die Vagina soll sich so stark verkrampfen können – z.B. wenn man beim penetrativen Sex überrascht wird oder sich erschreckt – dass der Penis nicht mehr herauskann und nur noch die Rettung helfen kann! Diese „schreckliche Vorstellung“ hat auch immer etwas sehr Spannendes, doch die meisten ahnen es bereits: Nein, das ist nicht möglich. Keine Scheide der Welt besitzt die Kraft, einen – im Falle von plötzlichem Stress meistens nicht mehr erigierten – Penis in sich zu behalten. Das ist pure Fantasie, die sich aber immer noch manchmal in Reality-TV-Formaten oder im Internet finden lässt, ganz einfach, weil sie sich als Story und mit Bildern sehr gut ausgestalten lässt. Ein Stück weit kann dahinter auch fehlendes Wissen und wenig Vorstellung vom Scheiden-Innenraum stecken: hier kann Sexualpädagogik Body-Facts vermitteln und über Körperwissen Mythen entkräftigen.

 

Dieser Mythos kommt in ganz unterschiedlichen Gewändern daher: Da gab es angeblich eine Pool-Party in Australien, nach der ganze 17 Frauen schwanger waren – ohne Sex gehabt zu haben. Oder besonders kräftige Spermien sind in der Badewanne oder im Schwimmbad zum Scheideneingang geschwommen, nachdem jemand ins Wasser ejakuliert hat. Die Auflösung: Wenn Spermien ins Wasser gelangen, sind sie nicht mehr bewegungsfähig und sterben ab. Eine unabsichtliche Befruchtung im Wasser aus der Ferne ist also unmöglich. (Was nicht bedeutet, dass Geschlechtsverkehr im Wasser sicher ist. Kommen die Spermien sehr nahe an die Gebärmutter heran, ist es natürlich möglich, schwanger zu werden). Interessant kann hier aber sein, darauf einzugehen, wo Spermien denn ansonsten überleben? Getrocknetes Sperma ist genauso unwirksam wie Sperma im Wasser, am Scheideneingang können Spermien allerdings durchaus in die Scheide transportiert werden und so Richtung Gebärmuttereingang gelangen. Hier ist auch der Ort, an dem sie sich am wohlsten fühlen: In der Gebärmutter können sie bis zu 7 Tagen überleben. Und schon ist man bei vielen weiteren Fragen zum Thema Befruchtung, Schwanger-Werden und Zyklus.

 

Hinter der nicht nur für Jugendliche interessanten Frage „Wie groß soll ein Penis sein?“ verbirgt sich bei genauerem Hinsehen mehr als der Wunsch nach genauen Zentimeter Angaben. Als Erwachsene neigen wir dazu, sofort relativierend und beruhigend zu antworten: „das ist doch völlig egal, jeder Penis ist gut, wie er ist“ oder „Es kommt eher darauf an, was man damit macht“. Auch wenn diese Message absolut richtig ist, kann sie an der Fragestellung vorbeigehen: Denn häufig verbergen sich dahinter grundlegende Fragen nach Aussehen, Kennenlernen und Attraktivität. Ein großer Penis wird oft gleichgesetzt mit Potenz und hoher Attraktivität – und in dieser Logik ist seine Größe damit sehr wichtig, um überhaupt in sexuellen Kontakt zu kommen. Doch wie passiert in der echten Welt ein Kennenlernen, was macht mich für andere attraktiv und warum fühlen sich zwei Menschen zueinander hingezogen? Diesem Thema Raum zu geben, kann beruhigen und den Fokus auf Individualität legen, anstatt sich über cm-Angaben zu definieren. Und es wird klar: in den Penis verliebt sich jemand relativ selten - meistens geht es dann doch eher um die Person drumherum. Nicht zu leugnen ist auch, dass Pornos eine falsche Vorstellung von Genitalien vermitteln können. Auch hier lohnt sich ein Reality-Check durch ein Gespräch darüber, warum gerade in Mainstream-Pornos Penisse überdurchschnittlich groß sind oder erscheinen und dass das wenig mit der Realität zu tun hat. Ähnlich wie bei besonders dünnen Models auf dem Laufsteg macht diese Bevölkerungsgruppe wahrscheinlich höchstens 1% der Menschheit aus, beeinflusst aber durch die hohe Sichtbarkeit unsere Wahrnehmung. Hier findest du mehr zum Thema Pornos.

 Stand: Dezember 2023

Patronat
Quelle/n
Sielert, U. (2015) Einführung in die Sexualpädagogik. / Elisabeth Tuider u.a. (2012) Sexualpädagogik der Vielfalt: Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit. / Weidinger, B., Kostenwein, W. & Dörfler, D. (2007) Sexualität im Beratungsgespräch mit Jugendlichen
Autor/-in
Anna Dillinger

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