Sexualität und digitale Medien
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Die sexuelle Entwicklung der digitalen Natives

Quelle: Creative Christians/ ©Unsplash

Kinder und Jugendliche sind die „digital natives“ unserer Zeit. Sie wachsen ganz selbstverständlich in einer digitalisierten Welt auf und benutzen meist von klein auf mühelos Handy, Tablet und Co. Was dabei aber nicht vergessen werden darf: Das Aufwachsen mit Technologien allein sagt noch nichts über deren kompetente Nutzung aus – hier braucht es gute Unterstützung.

 

Die digitalen Möglichkeiten als das „neue Normal“ – das sich zusätzlich auch noch ständig verändert und weiterentwickelt – ist Fluch und Segen für viele Eltern: Einerseits stehen Kindern und Jugendlichen heute so viele Informations- und Kommunikationswege offen wie noch nie. Auf der anderen Seite sind sie dadurch vermehrt mit Falschinformationen, pornografischen Inhalten und potenziellen Risiken konfrontiert – auch im Bereich Sexualität und Körperbild. Während für viele Erwachsenen die Bravo oder andere Zeitschriften schon das Maximum an „Aufklärung“ und „Identifikationsfiguren“ bedeutete, gibt es heute eine viel größere und diversere Bandbreite an Informationen, Influencer:innen und Optionen. 


Ist das nun gut oder schlecht? Schwer zu sagen, vielleicht ist vorsichtige Zuversicht angebracht: auch hier kommt es darauf an, ob ich aus der Fülle an Möglichkeiten die für mich passenden und unterstützenden Angebote herausfiltern kann. Zum Beispiel, indem ich hilfreiche Informationen finde oder durch Foren oder ähnliches mit Gesprächspartner:innen in Austausch komme, bei denen ich mich verstanden fühle. Gerade auch in Bezug auf sexuelle Identität oder Orientierung hat das Internet auch Vernetzung und „Safe Places“ möglich gemacht, die es vorher so nicht gab. 

Schwierig wird es dann, wenn ich in einer Flut von Infos und unrealistischen Instagram-Darstellungen untergehe und zweifelhafte Inhalte nicht als solche erkenne. Keine leichte Aufgabe, denn diese Unterscheidung fällt oft schwer – auch uns Erwachsenen. Und bevor wir alle Jugendlichen verteufeln, die stundenlang vor dem Computer sitzen, lohnt es sich, mal ehrlich auf die eigene Handy- und Internetnutzung zu schauen: Was davon tut mir gut und hilft? Wieviel ist ehrlich gesagt überflüssig und eher betäubend als wohltuend? 


Halten wir also fest: ganz so leicht ist ein gesunder Umgang mit digitalen Medien für uns alle nicht. Doch natürlich sind wir Erwachsenen dazu aufgefordert, dieses Spannungsfeld zu erkennen und Kinder und Jugendliche bei ihren Fragen und Unsicherheiten zum Thema Sexualität auch im digitalen Raum zu unterstützen und zu begleiten. Wie das gehen soll? Erstmal mit der Bereitschaft, auch die digitalen Themen im Bereich Sexualität zu (er)kennen und Interesse zu zeigen. Verstehen zu wollen ist immer erst mal hilfreicher als direkte Ablehnung. Gerade wenn es um – ihrer Meinung nach vielleicht hirnrissige, stereotype oder sexistische – Inhalte oder Accounts auf YouTube und Instagram geht, bleibt man eher im Gespräch, wenn man nachfragt, was die eigenen Kinder so faszinierend daran finden. Bis zu einem gewissen Alter kann man Kinder auch vor nicht altersgemäßen oder unpassenden Inhalten schützen, indem man bestimmte Seiten blockiert oder die Handy- und Computerzeit im Auge hat. Wie genau diese Regeln aussehen, entscheiden Sie.
Eltern wissen aber meist nur zu gut, dass 100-prozentige Kontrolle nicht funktioniert – entweder durch digitales know-how im Umgang mit Zeitsperren und Blockaden oder ganz simpel, weil Kinder Inhalte auch auf anderen Handys & Co sehen können. Und ab einem gewissen Alter muss ohnehin das Vertrauen die Kontrolle ersetzen. Und das fällt leichter, wenn wir unsere Kinder im Bereich digitale Medien zuhause und in der Schule gut aufstellen, kritisches Hinterfragen fördern und mit ihnen informiert bleiben. 


Sehen sie es vielleicht weniger als lästige Herausforderung, sondern als eigenes Lernfeld: beide Seiten, ihr Kind und Sie, können von dem Austausch profitieren. Und ja, man muss auch nicht alles verstehen und darf ruhig auch liebevoll den Kopf schütteln.

Stand: Dezember 2023

Patronat
Quelle/n
Weidinger, B., Kostenwein, W. & Dörfler, D. (2007) Sexualität im Beratungsgespräch mit Jugendlichen / Sielert, U. (2015) Einführung in die Sexualpädagogik. / Elisabeth Tuider u.a. (2012) Sexualpädagogik der Vielfalt: Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit.
Autor/-in
Anna Dillinger
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