Die Kommunikation mit den Kindern kann in der Pubertät schwierig werden. Eltern empfinden ihre Teenager oft als verschlossen, abweisend, frech oder respektlos. Wie können Mütter und Väter dennoch mit ihnen im Gespräch bleiben?
Nehmen Sie die Herausforderung an und bleiben Sie in Sachen Kommunikation am Ball. Vieles kann im Gespräch geklärt werden. Reden Sie aber mit Ihrem Kind nicht nur, um Regeln zu vereinbaren oder um Konflikte beizulegen. Sprechen Sie auch über Belangloses und Unwichtiges. Und denken Sie daran, immer wieder gemeinsam zu lachen!
Die Eltern von Luca kennen vor allem die folgenden zwei Sätze: «Ich komme gleich» (Luca erscheint eventuell in einer halben Stunde) und «Chillt mal» (wenn die Eltern zur Eile mahnen).
Bei Lea zu Hause herrscht dicke Luft. Sie ist später als abgemacht nach Hause gekommen. Die Eltern sind verärgert. Lea wird laut: «Mann, ihr seid ja sowas von gemein, wegen der paar Minuten!». Der Rest klingt nicht besser, geht aber im Lärm der zuschlagenden Türe unter.
Türenknallen, Geschrei, Heulkrämpfe – die Intensität der Auseinandersetzungen nimmt in der Pubertät meistens zu. Eltern können Jugendliche nicht immer mit Samthandschuhen anfassen. Manchmal ist es auch notwendig klare Worte zu sprechen.
Doch zuzuhören und auf den Teenager einzugehen, muss ebenfalls Platz haben, denn so bleiben Mütter und Väter mit ihrem Kind im Gespräch.
Dafür ist es wichtig, Vorwürfe und Ermahnungen zu vermeiden und immer wieder mit einer positiven Grundhaltung aufeinander zuzugehen. Manchmal können so «echte Dialoge» entstehen. Dabei will man den anderen nicht von der eigenen Meinung überzeugen, sondern es geht darum, dass beide Gesprächspartner etwas über einander und das gemeinsame Thema erfahren.
Der Alltag bietet immer wieder Gelegenheiten für Gespräche. Der Klassiker ist das gemeinsame Essen – bestehen Sie darauf, dass bei den Mahlzeiten die Smartphones (von Alt und Jung) weggelegt werden.
Aber auch beim Autofahren, Spazieren gehen, Einkaufen, Kochen, Fußballmatch schauen oder Fahrradreparieren können tolle Gespräche entstehen. Darüber hinaus ergeben sich Gesprächsgelegenheiten manchmal auch zu scheinbaren ‚Unzeiten‘ – zum Beispiel spät nachts. Falls Sie dann noch fit dafür sind, ergreifen Sie die Gelegenheit!
Bei vielen Konflikten kann es schwerfallen, eine respektvolle Haltung beizubehalten. Leben Sie diese als Eltern dennoch vor, im Gespräch mit den Kindern, mit dem Partner oder der Partnerin, im Freundeskreis. So können Sie auch von Ihrem Teenager einen respektvollen Umgangston erwarten. Drücken Sie allerdings bei typischer Teenager-Sprache ab und zu ein Auge zu...
Hören Sie aufmerksam zu – lassen Sie sich nicht von der neusten Nachricht auf dem Handy ablenken.
Tipps... Ein «Mhm» oder «Aha» zeigt Ihre Aufmerksamkeit. Sie können auch das Gehörte wiederholen und bestätigen lassen: «Habe ich dich richtig verstanden…?», «Die Situation ist also…»?
Lassen Sie Ihren Sohn, Ihre Tochter ausreden – auch wenn das nächste Argument «auf der Zunge brennt».
Tipps... Passiert es Ihnen öfters, dass Sie andere unterbrechen? Dann kann ein dezent ausgestreckter Zeigefinger helfen (fast wie in der Schule…).
Sie signalisieren so, dass Sie etwas sagen möchten, ohne gleich die andere Person zu unterbrechen.
Kommunizieren Sie offen und ehrlich – denn dies gehört zu einem guten Austausch.
Tipps... Vielleicht sind Sie einmal unsicher? «Da weiß ich jetzt gerade auch nicht weiter».
Oder Sie merken, Sie haben einen Fehler gemacht? «Es tut mir leid, ich wollte dich heute Morgen nicht anschreien».
Ihnen platzt gleich der Kragen? «Jetzt bin ich gerade echt wütend. Ich muss mal kurz raus, um mich zu beruhigen».
Bleiben Sie klar und standhaft – weichen Sie bei Konfliktthemen nicht aus.
Tipps... Sagen Sie, was Sie meinen – und meinen Sie, was Sie sagen. Vertreten Sie klar und wenn möglich ruhig Ihren Standpunkt. So erkennt Ihr Kind, wo Sie Ihre Grenze setzen und kann sich daran orientieren.
«Ich sehe, dass du knapp bei Kasse bist. Aber trotzdem bleibt es dabei, dass du deine Handyrechnungen wie abgemacht selbst bezahlst. Wollen wir zusammen schauen, wie du das finanziell hinbekommst»?
Sprechen Sie von sich – wie erscheint Ihnen die Situation, was denken Sie dazu, welche Gefühle haben Sie dabei?
Tipps... Das ist nicht immer ganz einfach. So finden Sie aber eher heraus, worum es Ihnen wirklich geht und treiben Ihr Kind nicht gleich in die Verteidigung.
«Ich hatte solche Angst, als du zu spät nach Hause gekommen bist, weil ich nicht wusste, ob dir was passiert ist. Deshalb ist es mir so wichtig, dass du pünktlich heimkommst».
Sprechen Sie bei Kritik das Verhalten des Kindes an, nicht seinen Charakter oder seine Person. Kritik anzunehmen ist einfacher, wenn es um unser Verhalten geht, denn dieses können wir ändern.
Tipps... Statt «Du bist einfach zu faul» besser «Du hast deine Sachen noch nicht gepackt». Wenn Sie Ihrem Kind einen schlechten Charakter vorwerfen, erreichen Sie keine Kooperation.
Aus den gleichen Gründen sollten Sie auch auf zynische Bemerkungen verzichten. Meiden Sie also Sprüche wie «Du bist so unzuverlässig – wenigstens darauf kann man sich verlassen…».
Vermeiden Sie pauschale Vorwürfe – mit «immer», «nie», «ständig» oder «mal wieder» machen wir zwar unserem Ärger prima Luft und fühlen uns danach besser. Sie helfen aber selten in einem Gespräch auf eine gemeinsame Lösung zu kommen.
Tipps... Statt «Immer lässt du deinen Dreck im Wohnzimmer liegen» besser «Es ist mir wichtig, dass wir ein schönes Wohnzimmer haben. Bitte räum auf».
Interessieren Sie sich, fragen Sie nach – so zeigen Sie, dass Sie Ihren Teenager ernst nehmen.
Tipps... Probieren Sie offene Fragen: «Wie war es denn in der Schule?» statt «War es gut in der Schule?».
Falls Sie das Gefühl haben, Ihr Kind fühlt sich durch die Fragerei kontrolliert, können Sie auch einfach Ihr offenes Ohr anbieten. «Lass mich wissen, wenn du mir davon erzählen möchtest».
Respektieren Sie, wenn sich Ihr Kind zurückzieht – obwohl Teenager stundenlang mit Gleichaltrigen quatschen können, wollen sie sich zu Hause nicht immer einbringen.
Tipps... Bei längerer Funkstille müssen Sie vielleicht fantasievoll werden. Wie wäre es mit einer kleinen Notiz an den Schulrucksack geklebt oder in den Schuh gesteckt?
Geben Sie kurze und präzise Anweisungen – bei Aufträgen und Anforderungen verstehen die Jugendlichen so besser, was die Eltern von ihnen erwarten.
Tipps... Texten Sie Ihren Teenager nicht mit unzähligen Ermahnungen zu. Formulieren Sie, was gemacht werden soll, und nicht, was zu unterlassen ist.
Also: «Bitte räume deine Schuhe in den Schuhkasten» statt «Lass deine Schuhe nicht rumliegen!».
Wenige Anweisungen wirken übrigens oft mehr als viele auf einmal. Gibt es viel zu erledigen, kann eine Liste helfen.
Wechseln Sie die Perspektive – versuchen Sie ab und zu die Situation durch die Augen Ihres Teenagers zu sehen.
Tipps... Für einen Perspektivenwechsel helfen manchmal auch Erinnerungen an die eigene Jugendzeit. Diese Jugenderlebnisse eignen sich aber nicht als Argumente in einer Auseinandersetzung und gehören auch nicht als langatmige Erzählungen in Unterhaltungen mit den Teenagern.
Sehen Sie auch, was funktioniert – ein Lob oder Dank wirkt manchmal Wunder.
Tipps... Es müssen nicht immer Worte sein. Auch ein Lächeln, Schulterklopfen oder eine Umarmung (wenn gewollt) stärkt die Beziehung zum Kind und unterstützt eine positive Kommunikation.
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