Wenn über Gewalt gesprochen wird, geht es oft um Migrant:innen. Man sagt, sie seien gewalttätiger als die Einheimischen. Oft wird ihre Kultur als Grund dafür genannt. Aber gibt es wirklich gewalttätige Kulturen? Das Thema wurde von NCBI Schweiz entwickelt und von Land der Menschen für Österreich angepasst.
Unter dem Begriff „Kultur“ werden verschieden Aspekte, wie zum Beispiel Religion, Bildungswesen, Politisches System, Brauchtum, Familienleben, Kleidung, Arbeitsmarktpolitik, Kunst... die in einer Gesellschaft oder in einem Staat vorzufinden sind zusammengefasst. Aussagen wie „gewalttätige Kulturen“ sind immer mit Vorsicht zu genießen!
Eine Möglichkeit, sich über ein Thema zu informieren, ist sich Statistiken dazu anzusehen. In Österreich erhebt die Statistik Austria Zahlen zur Kriminalität, darunter auch zu verschiedenen Gewaltdelikten wie Körperverletzung und sexueller Nötigung. Und sie gibt Auskunft über Kriminalität und Herkunftsgruppen. Dabei unterscheidet sie Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und Menschen ohne, sogenannte Ausländer:innen. Auskunft über den Zusammenhang zwischen Kultur (siehe oben) und Gewalt geben diese Zahlen NICHT. Oft haben wir es hier mit Vorurteilen zu tun.
Wenn es um Gewalt und Kriminalität geht, dann ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen deutlicher als zwischen Österreicher*innen und Nicht-Österreicher:innen: die überwiegende Mehrheit der Tatverdächtigen im Jahr 2018 waren Männer, nur knapp 15 Prozent Frauen.
Insgesamt ist die Kriminalität in Österreich rückläufig und die Sicherheit so hoch wie noch nie. Knapp ein Drittel der Tatverdächtigen waren im Jahr 2018 Nicht-Österreicher:innen. Zu einer Verurteilung wegen Straftaten kam es im Jahr 2018 bei insgesamt 27.655 Personen, mehr als die Hälfte der Verurteilten waren österreichische Staatsbürger:innen.
Außerdem interessant: 2018 wurden Zugewanderte doppelt so oft Opfer von Gewalttaten, als die Gesamtbevölkerung.
Fest steht: Wenn jemand in Österreich eine kriminelle Tat begeht, wird er nach den österreichischen Gesetzen bestraft. Dies gilt für Flüchtlinge, Ausländer:innen oder österreichische Staatsbürger:innen gleichermaßen. Denn für alle Menschen, die sich in Österreich aufhalten, gelten dieselben Gesetze.
Warum stehen Ausländer:innen häufiger wegen Gewalttaten im Rampenlicht als Österreicher:innen? Dafür gibt es viele Erklärungen. Es werden mehr Ausländer:innen für Gewalttaten beschuldigt, als man es aufgrund ihres Anteils an der Bevölkerung erwarten könnte. Wer beschuldigt wird, ist noch nicht schuldig. Die Schuld muss zuerst bewiesen werden: erst dann erfolgt eine Verurteilung! Übrigens: Manche Delikte wie beispielsweise Fremdenrecht und Urkundenfälschung werden überwiegend von Ausländer:innen begangen, weil sich die verletzten Normen nur auf diese Gruppe beziehen. Außerdem: Personen, die im Ausland geboren wurden, sind doppelt so oft von Armut und Ausgrenzung bedroht, wie Menschen, die in Österreich geboren wurden. Armut kann die Gewaltbereitschaft von Menschen fördern.
Was auffällt ist, dass es sich dabei vor allem um Personen handelt, die aus Regionen und Ländern kommen, die bei uns nicht beliebt sind und stärker diskriminiert und ausgegrenzt werden. Wer diskriminiert wird, neigt eher dazu, mit Gewalt zu reagieren, als jemand, der von der Gesellschaft akzeptiert wird. Zudem kommt es vor, dass diese Personen eher einen niedrigen Bildungsgrad aufweisen und deshalb schlechtere Perspektiven haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Fehlende Perspektiven können Gewalt ebenfalls begünstigen.
Doch selbst bei jenen, die ausgegrenzt werden und einen niedrigen Bildungsgrad aufweisen, lebt immer noch die große Mehrheit ganz friedlich mitten unter uns.
Dass gewisse Kulturen einfach gewalttätiger sind als andere, ist ein Vorurteil. Es gibt immer mehrere Gründe die dazu führen, dass jemand gewalttätig wird.
Diese digitalen Cookies sichern, dass die Seite gut funktioniert. Sie helfen uns herauszufinden, welche Seiten und Videos beliebt sind und welche euch nicht zusagen. Einige Cookies werden von Drittanbietern platziert, z.B. für die Wiedergabe von Videos.
Mit "Alle Cookies akzeptieren", stimmst du der Verwendung aller Cookies zu. Du kannst deine Wahl jederzeit ändern oder widerrufen. Es kann passieren, dass manche Inhalte, zum Beispiel Videos, nicht gezeigt werden, wenn du einzelnen Cookies widersprichst.
Wenn du mehr über unsere Cookies erfahren und/oder Einstellungen anpassen willst, klicke auf "Cookies wählen".
Cookies sind kleine Textdateien. Laut Gesetz dürfen wir für die Seite erforderliche Cookies auf deinem Gerät speichern, da sonst die Website nicht funktioniert. Für alle anderen Cookie-Typen benötigen wir deine Erlaubnis.