Für die Ablösung von zu Hause muss zwischen Teenagern und Eltern natürlicherweise eine gewisse Distanz entstehen. Das bedeutet auch, dass Mütter und Väter nicht mehr über alles Bescheid wissen müssen. Es gilt, die Privatsphäre des Kindes zu akzeptieren.
Eine gesunde Distanz hilft in der Pubertätszeit beiden Seiten. Eltern können in vielen Situationen gelassener bleiben, wenn sie nicht mehr an allem millimeternahe dran sind. Und Teenagern gelingt die Ablösung besser. Deshalb ist die eigene Privatsphäre für Jugendliche sehr wichtig. Respektieren Eltern diese Grenze nicht, leidet das gegenseitige Vertrauen.
Es ertönt Geschrei, als der Vater in Leas Zimmer tritt. Er hat vergessen, anzuklopfen! Schon seit längerem schließt sie sich auch im Badezimmer ein, obwohl früher gemeinsame Badepartys mit der Schwester ein großer Spaß waren.
Die Mutter von Luca ist richtig aufgeregt. Ihr Sohn scheint seit kurzem eine Freundin zu haben. Darüber sprechen will er auf gar keinen Fall. Sie widersteht der Versuchung, einen Blick auf die neusten Nachrichten auf seinem Handy zu werfen.
Eltern sind auch in der Pubertät wichtige Vertrauenspersonen. Eine gesunde Distanz zwischen Eltern und Teenagern ist aber wichtig für die Ablösung der Jugendlichen.
Gerade bei einem sehr engen Verhältnis könnten sich Mütter und Väter als beste Freundin oder bester Freund des Kindes missverstehen. Eltern sind aber keine Teenager, sondern erwachsene Bezugspersonen. Sie sollten eine positive Autorität leben und nicht aus lauter Freundschaftlichkeit vergessen, sich ab und zu unbeliebt zu machen.
Man kann sich jung fühlen, aktiv und von heute sein – und dennoch die nötige Grenze und eine gute Distanz zu den Heranwachsenden einhalten.
Mit den körperlichen Veränderungen in der Pubertät gehen in der Regel auch wachsende Schamgefühle einher. Respektieren Sie diese. Klopfen Sie zum Beispiel ab einem gewissen Alter vor dem Betreten des Zimmers oder Badezimmers an. Machen Sie sich auch nicht über zunehmende Forderungen nach Privatsphäre Ihres Teenagers lustig.
SMS, Mails, Posts in sozialen Netzwerken, Tagebucheinträge, persönliche Briefe etc. sind in der Regel für Eltern tabu. Diesen Respekt erwarten Sie als Erwachsene sicherlich auch. Denken Sie dennoch daran, mit Ihrem Kind über das richtige Verhalten auf Social-Media-Plattformen zu sprechen und sich auch einmal einen Chatverlauf gemeinsam anzuschauen. Haben Sie in bestimmten Netzwerken, zum Beispiel auf Facebook oder Instagram, ebenfalls einen Account, bekommen Sie so allenfalls einiges mit.
Dringen Sie nur dann in die Privatsphäre Ihres Kindes ein, wenn Sie überzeugt sind, dass dessen Sicherheit und Wohlergehen gefährdet sind. Beispiele hierfür könnten sein: Wegbleiben des Kindes über Nacht, ohne zu wissen, wo es sich aufhält, regelmäßiger Drogenkonsum, Verwicklung in kriminelle Handlungen, (Cyber-)Mobbing. Suchen Sie aber dennoch das Gespräch. Teilen Sie Ihre Bedenken mit und bitten Sie Ihr Kind darum, sich zu öffnen. Erklären Sie, weshalb Sie es als nötig erachten, allenfalls seine Privatsphäre zu verletzen.
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