Plötzlich sitzt uns am Tisch ein Teenager gegenüber, der nur noch wenig an das Kind von gestern erinnert.
Die Tochter findet Mutter und Vater lästig, der Sohn bleibt am liebsten in seinem Zimmer. Viele Eltern fragen sich: Was läuft da ab?
Die Pubertät ist eine schwierige Zeit, für Teenager und auch für Sie als Eltern. Sie können sie jedoch positiv mitgestalten. Und das Gute daran ist: Sie geht irgendwann vorbei!
Wann es mit der Pubertät genau losgeht, ist sehr verschieden. Bei frühentwickelten Kindern sind schon erste Veränderungen spürbar, bevor sie zehn Jahre alt sind. Die Pubertät kann aber auch erst mit 15 bis 16 Jahren einsetzen. Dabei gibt es drei Phasen:
In der Vorpubertät sind erste Anzeichen wie unabhängigeres Verhalten, Wachstumsschübe oder Hautveränderungen zu erkennen. In dieser Zeit können «schwierige» Themen (zum Beispiel Liebe und Sexualität), sowie Ängste und Unsicherheiten noch sehr gut besprochen werden. Genießen Sie gemeinsame Momente und Erlebnisse ganz bewusst! Bald wird sich einiges ändern.
Die «eigentliche» Pubertät beginnt bei den Mädchen mit dem Einsetzen der ersten Menstruation und bei den Jungen mit dem Eintreten des ersten Samenergusses. Teenager kämpfen in dieser stürmischen Zeit nicht nur mit den körperlichen und seelischen Veränderungen. Sie werden auch mit den steigenden Leistungserwartungen von außen konfrontiert. Sie brauchen dabei nach wie vor die Begleitung der Eltern.
Von der Nachpubertät wird ungefähr ab 17 Jahren gesprochen. Sie kann bis zum 25. Lebensjahr andauern. Auch wenn noch nicht alle Konflikte gelöst sind, können sich Eltern und Jugendliche immer mehr als gleichwertige Erwachsene begegnen.
Teenager werden einerseits geradezu von Hormonen überschwemmt. Andererseits verändert sich das Gehirn in der Pubertät stark. Eltern hilft es zu wissen, dass diese biologischen Entwicklungen in hohem Maße das „typische“ Teenager-Verhalten verursachen.
Sind Ihnen diese Verhaltensweisen vertraut?
Anfangs suchen Teenager noch die Nähe der Eltern, gehen aber immer mehr auf Distanz. Die Ablösung von den Eltern ist eine wichtige Aufgabe für Jugendliche. Vielleicht macht Sie das als Mutter oder Vater traurig. Freuen Sie sich jedoch auch über die zunehmende Selbständigkeit Ihres Kindes.
Stimmungsschwankungen sind unangenehm für Eltern, plagen aber auch die Jugendlichen. Sie können ihre Gefühle kaum steuern und reagieren deshalb empfindlich und aufbrausend. Das ist nicht, weil Ihr Kind Sie als Eltern nicht mehr respektiert und liebt, sondern ist eine natürliche Entwicklung. Versuchen Sie als Eltern, Verständnis aufzubringen und ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte zu haben.
Chillen und Abhängen können zur Lieblingsbeschäftigung werden. Teenager weichen Druck gerne aus, verschieben Unangenehmes auf morgen und handeln aus dem Moment heraus.
Geht es um Entscheidungen für die schulische und berufliche Zukunft, kann es nötig sein, dass Sie Ihren Teenager vorübergehend mit klaren Abmachungen auf Touren bringen. Bleiben Sie hartnäckig, aber bieten Sie auch Ihre Unterstützung an. Mehr Infos im Artikel «Mehr dürfen? Mehr müssen!».
Einige Teenager testen gerne Grenzen aus, sind von Risiken fasziniert und zeigen eine gewisse Maßlosigkeit. Sie probieren aus, was gut für sie ist und üben, mit Risiken umzugehen.
Reagieren Sie möglichst ruhig, aber nicht gleichgültig! Zeigen Sie Ihre Sorge und sprechen Sie diese an. Versuchen Sie gemeinsame Abmachungen für konkrete Situationen festzulegen. Mehr Infos im Artikel «Grenzen setzen und einhalten».
Teenager müssen sich selbst entdecken und herausfinden, was für sie im Leben wichtig ist. Manchmal stellen sie auch die Werte der Eltern in Frage. Dies zu akzeptieren, fällt nicht immer leicht. Gelegentlich können wir so aber auch unsere eigenen Haltungen und Einstellungen überprüfen.
Die Gruppe der Gleichaltrigen spielt jetzt eine wichtige Rolle. Teenager bauen neue und reifere Freundschaften auf. Dies hilft bei der Ablösung von den Eltern.
Aus Sicht der Erwachsenen benehmen sich Jugendliche in Gruppen manchmal sonderbar. Wenn Sie sich sorgen, sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, wie es sich auch in der Gruppe möglichst verantwortungsvoll verhalten kann. (Mehr Infos im Artikel «Die Rolle des Freundeskreises»)
Auch hier haben Hormone ihre Finger im Spiel. Nehmen Sie also das Verschlafen des Teenagers nicht persönlich. Sie sollen aber nicht seinen Wecker ersetzen. Gelassenheit und mehrere sehr laute Wecker können helfen. Verschläft Ihr Kind trotzdem, lassen Sie es die Folgen in der Schule oder im Lehrbetrieb selber tragen.
Es gibt ordentliche und unordentliche Teenager. Letztere wohl häufiger. Ihrem Kind ab einem gewissen Alter die Kampfzone zu überlassen, kann die Beziehung entlasten.
Wenn Sie Ihrem Kind die Verantwortung für sein/ihr Zimmer übergeben, bedeutet dies nicht nur, dass Sie Ihrem Kind in Bezug auf die Ordentlichkeit nicht mehr dreinreden. Es bedeutet auch, dass allfällige bisherige Dienstleistungen der Eltern (aufräumen, staubsaugen, abstauben, gewaschene Wäsche einräumen usw.) spätestens jetzt in die Hände des Teenagers gegeben werden.
Und üben Sie sich in Geduld. Viele Eltern von erwachsenen Kindern berichten, dass sich der Ordnungssinn später noch entwickelt hat.
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