Wovon reden wir eigentlich, wenn wir über das „Erste Mal“ sprechen? Viele Menschen verbinden nur eines damit: den ersten heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Das ist eine Möglichkeit.
Es ist aber auch spannend und hilfreich, den eigenen Sex-Horizont etwas zu erweitern: denn das erste Mal „Sex“ kann zwischen Menschen jeglichen Geschlechts passieren und muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ein Penis von einer Vagina aufgenommen wird. Berührung am Geschlecht, Oralsex, Petting – all das kann Sex ausmachen.
Trotzdem ist es nach wie vor eine heiß diskutierte Frage: Gibt es das eine „richtige“ Alter fürs Erste Mal? Ab wann ist man „bereit“ für mehr als Knutschen und woher weiß man das?
Als Eltern sind viele eher besorgt, ob ihr Kind sich und andere richtig einschätzen kann oder haben Angst, dass Sex „zu früh“ passiert.
Die schlechte oder gute – je nach Sichtweise – Nachricht zuerst: Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Ihrem Kind zu vertrauen. Verbote und „Empfehlungen“ in diesem Bereich funktionieren nicht und gerade besonders strikte Erziehungsmethoden resultieren oft auch in heimlicher Rebellion und Abgrenzung. Hilfreich ist es, unsere Kinder so zu unterstützen und für sie da zu sein, dass sie zu selbstbestimmten Menschen werden und sich selbst gut spüren können – also über Körperkompetenzen verfügen, die ihnen erlauben, „angenehm“ oder „lustvoll“ von „unangenehm“ und „will ich nicht“ zu unterscheiden. Denn damit hat man alles dabei, um für sich selbst in den jeweiligen Situationen entscheiden zu können: passt Sex oder nicht? Kein Mensch wacht eines Morgens auf und hat „Ich bin bereit für Sex“ auf der Stirn stehen. Trotzdem ist das oft die gängige Vorstellung, wenn Menschen sagen: Irgendwann wirst du merken, dass du bereit bist. Verwirrend: Jetzt soll man auf jeden Fall wissen, dass man ganz generell und grundlegend bereit ist für Sex und dann passiert das auch noch von heute auf morgen?
Realistischer könnte sein: Lust ist Situationsabhängig, kann sich jederzeit ändern und funktioniert nicht nach dem Ganz-oder-Gar nicht Prinzip! Natürlich ist der Gedanke an Sex mit dem Freund oder der Freundin wahnsinnig aufregend und deswegen will man am liebsten „gut vorbereit“ sein und schon genau wissen, wie es ablaufen wird. Doch das geht leider – oder zum Glück – nicht. Neue Situationen brauchen immer ein bisschen Mut und es entscheidet sich Schritt für Schritt im Miteinander, was jetzt gut passt, und ob Sex im Sinne von Geschlechtsverkehrt gerade dazugehört oder nicht. Und um in diesem Prozess das zu machen, was sich gut anfühlt und wozu man „bereit“ ist, braucht es den Kopf, das Bauchgefühl und eine Antwort im Genital.
Übrigens auch eine interessante Info: das Alter, in dem Jugendliche ihren ersten Geschlechtsverkehr haben, steigt eher, als dass es sinkt. Mit 17 Jahren haben 50% der Jugendlichen bereits ihr erstes Mal erlebt, die anderen 50% noch nicht.
Stand: Dezember 2023
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