Gruppe und Dynamik

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Konsequenz und Kooperation – Alternativen zur Zuckerlpädagogik

Quelle: Fotolia

Stören im Unterricht, Streitereien, Verweigerung: Manche Kinder machen es den PädagogenInnen nicht leicht. Welche Handlungsspielräume gibt es, um die eigene Autorität wirkungsvoll zu entwickeln und zu nutzen?

Täglich stehen LehrerInnen vor der Herausforderung, ihren Mann/ ihre Frau zu stehen, sich durchzusetzen, die Kontrolle in der Klasse zu wahren, um fruchtbringenden Unterricht zu ermöglichen. Dazu stehen (auf den ersten Blick) nur wenige Möglichkeiten zur Verfügung. Die Gesellschaft befindet sich im Wandel, althergebrachte pädagogische Maßnahmen greifen oft nicht mehr oder werden (häufig zu Recht) abgelehnt, jedoch in vielen Fällen ohne Alternativen aufzuzeigen. Welche Möglichkeiten gibt es, sich in der Klasse Gehör zu verschaffen, sich durchzusetzen und die eigene Autorität zu unterstreichen?

Themen:

  1. Recht behalten oder gesichtswahrend nachgeben
  2. Kontrolle ausüben und Kooperation einfordern (Belohnung und Strafe)
  3. Konsequenzen einfordern und Grenzen setzen
  4. Persönliche Autorität

1. Recht behalten oder gesichtswahrend nachgeben?

Fallbeispiel: Zwischen zwei Schülern eskaliert ein Streit, die Lehrerin kommt dazu, als gerade ein Schüler dem anderen einen kräftigen Schubs gibt. Der Geschubste bricht in Tränen aus, der Schubser schweigt finster. Die Lehrerin verlangt vom Schubser, sich beim Geschubsten zu entschuldigen, er verweigert zunächst, nach längerem Beharren seitens der Lehrerin kommt er der Aufforderung betont widerwillig und lustlos nach.

Am obigen Beispiel ist zu erkennen, wie schnell es geht, sich als Lehrperson in eine Patt-Stellung hinein zu manövrieren, die in einem „Machtspielchen“ gipfelt: Wer ist der Stärkere, wer gibt nach? Im Beispiel setzt sich die Lehrerin (auf den ersten Blick) durch, der Schüler beweist letztlich seine Macht, indem er der Forderung nur scheinbar nachkommt. Bei der Lehrerin verbleibt möglicherweise nach dem Vorfall das ungute Gefühl, nicht ernst genommen worden zu sein, ihre Autorität nicht genug unter Beweis gestellt zu haben.

Mögliche Handlungsspielräume:

  • Machtsituationen rechtzeitig erkennen und sich erst gar nicht darauf einlassen (z.B. im Fallbeispiel: nicht gleich Partei ergreifen, nicht eine Prinzipfrage daraus machen, sondern auf sachlicher Ebene bleiben: „Schubsen ist bei uns nicht erlaubt“. Die Herausforderung umgehen, einen Schuldigen zu suchen: „Ihr hattet einen Streit, könnt ihr jetzt vereinbaren, euch wieder zu vertragen?“)
  • Den Beteiligten einen „gesichtswahrenden“ Ausweg anbieten (z.B. andere Form der Wiedergutmachung vorschlagen: Hand geben,...) um eine Bloßstellung zu vermeiden.
  • Zeit gewinnen, um Emotionen abzukühlen (z.B.: Ich sehe dass du jetzt noch ganz ärgerlich über den Streit bist, und dich noch nicht entschuldigen kannst, es ist besser wir reden später darüber.) Wichtig dabei: nicht darauf vergessen, die Entschuldigung später einzufordern bzw. ein Nachgespräch zu führen!

2. Kontrolle ausüben und Kooperation einfordern (Belohnung und Strafe)

Auf den ersten Blick scheint es einfach: erwünschtes Verhalten belohnen (für schöne Hausübungen gibt es ein Pickerl, die schnellsten RechnerInnen dürfen schon ein Spiel spielen...), unerwünschtes Verhalten bestrafen (wer schwätzt muss in der Ecke stehen, wer trödelt darf in der Pause nicht in den Schulhof). Die Schwierigkeit dabei: diese sogenannte „Zuckerlpädagogik“ funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad. Kurzfristig wirksame Belohnung/ Bestrafung (Manipulation) führt in eine Spirale, die Strafen müssen immer drastischer werden um Wirkung zu zeigen, die Belohnungen immer umfangreicher, um die gewünschte Kooperation zu generieren.

Eine Beratungslehrerin beobachtet: Häufig führt das so weit, dass „schwierige“ Kinder für Verhalten gelobt werden, das von anderen vorausgesetzt wird („Eine halbe Stunde brav sein reicht für ein dickes Lob, danach geht’s wieder weiter wie gehabt“).

Mögliche Handlungsspielräume:

  • den SchülerInnen die Gelegenheit geben, sich über die eigene Leistung zu freuen (nicht über das erhaltene Lob)
  • die SchülerInnen dazu hinführen, die eigene Leistung selbst kritisch zu hinterfragen (Ist mir das schön genug? Kann ich auf das Ergebnis stolz sein?)
  • mehr Verantwortung für das eigene Tun übertragen (Wochenlernpläne, altersgemäße Aufgaben übernehmen …)
  • alternative Konsequenzen ausdenken (siehe unten)
  • statt Belohnung/ Bestrafung persönliches und individuelles Feedback geben („Ich sehe, dass es dir diesmal besser gelungen ist“, vgl. Kapitel Kommunikation, Feedback)

3. Konsequenzen einfordern und Grenzen setzen

Beispiel: Florian (9) stört wiederholt die Religionsstunde, sogar beim gemeinsamen Filmschauen kichert er und hält den Rest der Klasse vom konzentrierten Zusehen ab. Die Lehrerin droht ihm (nach mehreren Ermahnungen) an, dass er nächstes mal nicht mehr mitschauen darf. Bis zu diesem (einige Wochen entfernten) Zeitpunkt hat sie ihre Drohung vergessen und Florian darf doch wieder mitschauen.

Ein häufiges Bild: Ermahnungen fruchten nicht, es werden allerlei Konsequenzen angedroht, aber letztlich doch nicht eingefordert. Kinder brauchen deutliche, verständlich kommunizierte Regeln und zeitnahe, klar eingeforderte Grenzen.

Mögliche Handlungsspielräume:

  • Deutlich formulieren, welches Verhalten gewünscht wird (Anstatt: „stör ned dauernd“, oder „hör endlich auf“ lieber: „sei ruhig, setze dich auf deinen Platz, lass uns alle in Ruhe den Film schauen)
  • Anstatt allgemeiner Beschuldigungen persönliches Feedback geben (vgl Kapitel Kommunikation, Feedback)
  • Es ist auch eine Konsequenz, eigene Emotionen zu formulieren („Ich ärgere mich jetzt wirklich über dein Verhalten“, vgl Kapitel Pubertät, Ich-Botschaft)
  • Eine Konsequenz muss eine möglichst direkt spürbare Auswirkung haben. Je jünger das Kind, desto enger der zeitliche Zusammenhang (z.B. 7 Jährige: Film unterbrechen, Ruhe einfordern; 12 Jährige: Hör jetzt endlich auf zu kichern, sonst bleibst du in der Pause sitzen und bekommst eine Strafaufgabe; 16 Jährige: In der nächsten Religionsstunde am Freitag erwartet dich eine Konsequenz für dein heutiges Verhalten)
  • Auch eine Möglichkeit: Gruppendynamik für sich wirken lassen (Ich will dass du jetzt ruhig zuhörst, sonst muss ich den Film abdrehen, dann können wir nicht weiterschauen). Dieses Vorgehen erfordert einen guten Überblick über die Gruppensituation! (Vgl Kapitel Gruppe und Team, Gruppendynamik, Rollen und Funktionen)
  • Mit den Konsequenzen auch individuell auf das Kind eingehen: Kommen solche Störungen sehr häufig vor, bei unterschiedlichen KollegInnen, oder gehäuft in bestimmten Situationen? Austausch im Kollegium, Unterscheidung treffen zwischen „normalem“ Stören und Verhaltensauffälligkeit eines Kindes (vgl. Kapitel Inklusion: Soziale Auffälligkeit).
  • Ist möglicherweise ein (intensiverer) Elternkontakt angebracht? Vgl. Kapitel Elternkontakt

Wenn Sie einen „Störenfried“ in der Klasse haben, suchen Sie sich eine der oben genannten Möglichkeiten aus, die Ihnen zusagt, und versuchen Sie es eine Zeitlang damit. Das Ziel ist nicht die Anpassung des Schülers/ der Schülerin, oder das Durchsetzen von Prinzipien, sondern die persönliche Entwicklung des Kindes, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen. Und dazu gibt es kein Patentrezept!

4. Persönliche Autorität

Die vorangegangenen Punkte bewegen sich rund um die Interaktion zwischen Lehrenden und SchülerInnen. Ein Thema jedoch betrifft den Lehrer/ die Lehrerin selbst, unabhängig von den jeweiligen Schulklassen: Die Entwicklung einer persönlichen Autorität, einer inneren Haltung.

Jesper Juul nennt das (in Bezug auf Eltern): „Leitwölfe sein“, Haim Omer spricht von „Autorität durch Beziehung“, Thomas Gordon kritisiert „Autorität durch Machtausübung (Belohnung / Bestrafung)“. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie sich auf einen Autoritätsbegriff beziehen, der auf Persönlichkeit und Haltung beruht.

Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Was ist mir im Unterricht besonders wichtig?
  • Was möchte ich erreichen, was möchte ich verhindern?
  • Welches Selbst- und Fremdbild pflege ich, wie wirke ich auf andere – wie möchte ich auf andere wirken?
  • Was hilft mir dabei, meinen eigenen Führungsstil mit Sicherheit und Zuversicht weiterzuentwickeln?

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