Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn du dich in deinem Alter mit deinem Körper beschäftigst und möglichst gut aussehen willst. Wenn du regelmäßig trainierst und die Übungen dabei richtig ausführst, ist alles ok. Der Spaßfaktor sollte niemals zu kurz kommen – Übertreibung schadet eher.
Manche Burschen und Männer entwickeln aber den zwanghaften Wunsch, ihren Körper mit übermäßigem Sport, strenger Diät und der Einnahme von speziellen Präparaten muskulöser zu machen und möglichst perfekt zu formen. Das nennt man Adoniskomplex oder auch Muskelsucht (Muskeldysmorphie).
Sie greifen zu Nahrungsergänzungsmitteln oder sogar zu Dopingmitteln und Anabolika, um ihr Ziel zu erreichen. Die Nebenwirkungen von Anabolika können gravierend sein: Gereiztheit, erhöhte Aggressivität, Impotenz, Herzschäden und andere Organschädigungen, möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen. Zeichen für eine Muskelsucht oder ein Essproblem kann auch sein, wenn die Gedanken den ganzen Tag um Körper, Gewicht und Muskeln kreisen.
Die Gründe dafür kennt man nicht genau. Vermutlich entwickelt sich eine Muskelsucht dann, wenn sich der Betroffene – bewusst oder unbewusst – unvollkommen, unterlegen, klein, schmächtig und unbedeutend fühlt – in einem Wort: minderwertig. Der Betroffene glaubt dann zum Beispiel, dass sich Mädchen bzw. Frauen deshalb nicht in ihn verlieben, weil sein Körper unvollkommen ist.
Wahrscheinlich hat es auch damit zu tun, dass Betroffene glauben, dass die Menschen um sie herum ein bestimmtes Verhalten von Burschen und Männern erwarten, etwa dass Männer immer stark sind, dass sie nie weinen oder dass sie immer mutig sind. In diesem Irrglauben versuchen sie dann, diese vermeintlichen Erwartungen mit einem gestählten Körper zu erfüllen. Eine echte mission impossible!
Stand: September 2020