Die meisten Jugendlichen merken, dass etwas passiert ist, z.B. über Nachrichten, Internet oder Gleichaltrige, und Jugendliche beschäftigen sich mit aktuellen Themen, wie z.B. Klimakrise, Krieg etc. Jugendliche erkennen, wenn die Erwachsenen besorgt oder verängstigt sind, und wenn sie keine Erklärung bekommen, blühen die Phantasien und es entstehen Ängste. Im Folgenden möchten wir Ihnen Tipps für das Besprechen von gesellschaftlichen Krisen und von Themen, die die Jugendlichen in Ihrer Nähe (kollektiv) betroffen machen. Die nachfolgenden Tipps sind auch für Zwiegespräche verwendbar.
Kurz zusammengefasst lauten sie: Geben Sie altersgerechte Information; sorgen Sie dafür, dass Gefühle zugelassen und angenommen werden können; versuchen Sie einen gemeinsamen, guten Abschluss zu finden und wieder ins Handeln zu kommen.
Rahmen fürs Gespräch schaffen:
Achten Sie auf genügend Zeit für das Gespräch und einen geeigneten Rahmen, z.B. dass es für alle Jugendlichen eine (gemütliche) Sitzmöglichkeit gibt.
Eigene Betroffenheit bewusst machen:
Nehmen Sie sich etwas Zeit (am besten bevor Sie mit den Jugendlichen sprechen) und spüren Sie, was das Thema bei Ihnen selbst auslöst. Wie geht es Ihnen beim Gedanken daran? Welche Ängste und Sorgen sowie Meinungen haben Sie selbst dazu?
Das Geschehene oder ein Thema besprechen:
Sprechen Sie das Thema an oder legen Sie einen Zettel mit dem Thema in die Mitte der Gruppe. Alternativ kann das Gespräch auch mit Hilfe von Zeichnungen, Texten, Gedichten, szenischem Spiel oder Collagen eingeleitet werden.
Wertschätzung zum Ausdruck bringen:
Wenn Sie von Jugendlichen auf ein Thema angesprochen werden, dann ist es wichtig, Ihre Wertschätzung zu artikulieren – also sowohl dafür, dass das Thema angesprochen wurde, als auch dafür, dass die Person Ihnen vertraut. Beispielsweise können Sie sagen: “Danke, dass du mir erzählt hast, dass dir der Krieg in der Ukraine Angst macht.” oder “Ich schätze es sehr, dass du mir so vertraust und mir davon erzählt hast, was dich beschäftigt.”
Das Geschehene oder ein Thema altersgerecht erklären:
Fakten müssen unbedingt altersgerecht vermittelt werden. Achten Sie daher darauf, wie Sie das Thema ansprechen.
Ehrlich reden, sachlich bleiben, nicht pauschalisieren:
Sie sollten eigene Gefühle und Sorgen nicht verschweigen, aber sachlich bleiben, z.B. “Das russische Militär ist weiter ins Innere der Ukraine vorgedrungen und es wurden viele Menschen getötet, das macht mich traurig.” und nicht “alle Russen”. Es geht darum aufzuzeigen, dass auch Menschen in Russland gegen den Krieg protestieren oder aus Russland fliehen.
Jugendliche haben oft ganz andere Ängste und Gedanken als wir Erwachsenen. Fragen Sie nach, wie es den Jugendlichen im Speziellen damit geht bzw. was sie wissen möchten. Beantworten Sie die Fragen wahrheitsgemäß. Wenn Sie etwas selbst nicht beantworten können, sagen Sie das ehrlich.
Vorsicht bei Gewaltvideos und Falschinformation:
Möglicherweise werden unter Jugendlichen auch schockierende Bilder und Videos über WhatsApp und Social Media geteilt. Fragen Sie nach und besprechen Sie mit den Jugendlichen, dass solche Bilder sehr starke Gefühle auslösen können. Schlagen Sie ihnen vor, sich diese Bilder und Videos gar nicht erst anzusehen und sie auch nicht weiterzuleiten. In den sozialen Medien tauchen auch immer wieder Falschmeldungen auf. Mit Online-Tools wie Mimikama können Sie Nachrichten einfach auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.
Wenn die Jugendlichen Trauer, Angst oder Wut äußern, sollten Sie diese Gefühle nicht “wegreden”, sondern nachfragen, warum sie traurig, ängstlich oder wütend sind. Erklären Sie ihnen, dass Gefühle wie Angst, Überforderung oder Gereiztheit normale Reaktionen auf außergewöhnliche Situationen/Krisen sind. Ebenso ist es nachvollziehbar, wenn es zu Grübeleien, körperlichen Anspannungen, Schlafstörungen sowie Verhaltensimpulsen, wie Kurzschlussreaktionen, Schutzmechanismen oder Vermeidung, kommt.
Sicherheit, Orientierung und Hoffnung vermitteln:
Versuchen Sie, den Jugendlichen soweit möglich für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen. Vermitteln Sie ihnen beispielsweise: “Viele Menschen suchen nach Lösungen dafür und in der Vergangenheit wurden schon oft Lösungen für Probleme gefunden. Ihr, die Jugendlichen, müsst aber diese Lösungen nicht selbst finden.”
Aktiv werden (“adäquates Handeln”):
Überlegen Sie gemeinsam mit den Jugendlichen, was sie tun können. Diese Handlungen sollten durchführbar und passend sein, z.B. “Was können wir selbst tun, um Energie zu sparen?”.
Abschließen (“Sack zumachen”):
Am Ende des Gesprächs ist wichtig, dass dieses bewusst beendet wird, z.B. ”Wir haben jetzt viel über dieses Thema gesprochen [Hier könnten Sie das Gespräch kurz zusammenfassen]. Jetzt ziehen wir dazu einen Schlussstrich.”
Hol dir Hilfe, wenn es dir zu viel / zu heiß wird:
Vor allem dann, wenn sehr gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen und eine Spaltung der Gruppe droht, kann ein Gespräch sehr herausfordernd werden. Wenn es Ihnen zu viel wird oder Sie nicht mehr weiter wissen, holen Sie sich Hilfe, z.B. im Kollegium oder von Fachleuten. Besprechen Sie die Situation im Team, am besten im Rahmen von Intervision oder Team-Supervision.
Stand: Juli 2023
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