Die WHO definiert psychosoziale Gesundheit als "Zustand des Wohlbefindens, in dem wir unsere Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen sowie produktiv arbeiten können und im Stande sind, etwas zur Gemeinschaft beizutragen".
Ressourcen und Belastungen am Arbeitsplatz Schule sind am jeweiligen Schulstandort sehr unterschiedlich verteilt und u.a. abhängig von Klassengröße- und Zusammensetzung, Zeit- und Leistungsdruck, vermehrter Digitalisierung, Führungsstil der Leitung und Team- und Kommunikationsstrukturen.
Wie sehr sie unsere eigene psychosoziale Gesundheit beeinflussen hängt auch vom individuellen Empfinden ab. Ein gutes Schulklima und gute Beziehungen zu SchülerInnen, Kolleg:innen und der Leitung, die auf Wertschätzung und einem Miteinander aufbauen, fördern nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die der anderen.
Um psychosozial gesund zu bleiben ist es wichtig unser psychosoziales Immunsystem individuell zu fördern UND gesundheitsförderliche strukturelle Maßnahmen am Arbeitsplatz Schule zu schaffen. Ist beides gestärkt können wir künftige Belastungen besser bewältigen.
Haben Sie schon mal über ihre psychischen Belastungen mit einem Freund oder mit einer Kolleg:in gesprochen? Probieren Sie es aus und erleben Sie wie erleichternd es sein kann mit jemandem über seine Sorgen zu reden. Haben Sie den Mut auch ihre Kolleg:innen darauf anzusprechen und zeigen Sie, dass reden einer der wichtigsten Schritte zur Besserung sind! Scham, Vorurteile und Angst vor Stigmatisierung lassen uns immer noch zögern und Studien zeigen, dass dies auch die Hauptgründe sind warum wir uns keine Hilfe holen.
Wir können leichter unsere Psyche schützen, wenn wir wissen was psychisch gesund und krank bedeutet, was Ursachen sein können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Je früher wir Warnsignale unserer Psyche wahrnehmen, desto schneller und effektiver können wir einer möglichen Erkrankung entgegenwirken.
Notieren sie sich ihre Ressourcen auf Kärtchen, in ein Büchlein, sammeln Sie sie in einem Glas oder einer (Schatz)Kiste. Überlegen Sie dabei z.B. welche Musik sie tröstet, welcher Ort ihnen Kraft gibt, welches Hobby Sie entspannt usw.
Schreiben sie Antworten zu folgenden Fragen auf:
Es sind oft die kleinen Veränderungen im Alltag die uns langfristig unterstützen können. Wie wäre es zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren? Oder nach der Arbeit, vor dem Nachhause kommen, einen kurzen Zwischenstopp in der Natur einzuplanen? Eine Besprechung im Freien abzuhalten oder im Gehen den Schultag mit einer Kollegin zu reflektieren?
Sie können sich von Ihrem Hausarzt/ von ihrer Hausärztin beraten lassen, eine psychosoziale Beratungsstelle oder ein Beratungszentrum für Lehrer:innen aufsuchen oder sich telefonisch Unterstützung holen (z.B. Rat auf Draht, Telefonseelsorge) Hier gilt wie bei körperlichen Erkrankungen: Eine frühe Unterstützung hilft dabei schneller gesund zu werden und verhindert eine mögliche Chronifizierung!
Schaffen Sie gemeinsam ein gutes Schulklima und ein wertschätzendes Miteinander. Sie können sich als Pädagog:innen psychosoziales Wissen aneignen und in der Schule für ALLE bereitstellen. Verankern Sie altersadäquate Informationsvermittlung regelmäßig im Unterricht und schaffen sie gut sichtbare Zugänge zu Hilfen in Form von z.B. Infowänden, Infos auf der Homepage usw.
Implementieren Sie Unterstützung direkt am Schulstandort. Ein regelmäßiger kollegialer Austausch zu psychosozialer Gesundheit, Fallbesprechungen und Intervisionen sowie die Nutzung von Supervision wie sie z.B. die Lehrerberatung anbietet können Sie dabei unterstützen. Lernen Sie inner- und außerschulischen Unterstützungssysteme in Ihrem unmittelbaren Umfeld kennen und vernetzen Sie sich mit ihnen. Nutzen Sie die Angebote und seien Sie Brückenbauer für stark belastete SchülerInnen und deren Familien. Interdisziplinäre Teams wären flächendeckend für alle Schulstufen hilfreich. Haben Sie den Mut und fordern Sie diese ein!
- Die Ö3-Kummernummer 116 123, täglich 16.00 – 24.00 Uhr
Erstanlaufstelle für Menschen in persönlichen Notlagen: Was immer belastet - Liebeskummer, Mobbing, Depressionen, persönliche Krisen, Schicksalsschläge oder einfach Einsamkeit und vieles mehr - alles hat hier seinen Platz. Je nach Problem kann manchmal schon ein Gespräch helfen, oft wird aber auch an eine spezialisierte Beratungsstelle weitervermittelt.
- Telefonseelsorge 142, täglich 24 Stunden
Ohne Vorwahl im jeweiligen Bundesland gebührenfrei erreichbar! Es gibt Tage, an denen weiß man einfach nicht mehr weiter und würde gerne mit jemandem reden. Die Telefonseelsorge garantiert Verschwiegenheit und bietet ein kostenloses, vertrauliches offenes Ohr, Entlastung und Unterstützung für alle Anrufenden, unabhängig von deren Alter, Geschlecht, Religion und sozialer Herkunft.
Stand: Dezember 2022