Der weltweite Tabakmarkt wird von wenigen Grosskonzernen beherrscht. Die Tabakanbauer sind samt ihren Familien von diesen abhängig. Große soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Probleme sind die Folge.
Es gibt nur einige wenige, mächtige Tabakkonzerne. Und diese bestimmen über die Preise, Löhne und Arbeitsbedingungen der Tabakbauern und haben den Markt im Griff.
Die Tabakindustrie profitiert auch von der Kinderarbeit und der Verschuldung der Tabakbauern. Sie ist verantwortlich für die enormen Gesundheitsrisiken und die soziale und wirtschaftliche Verelendung und Verarmung, denen die Menschen ausgesetzt sind, die im Tabakanbau beschäftigt sind.
Der weltweite Tabakmarkt wird von einigen wenigen Großkonzernen dominiert. Die Tabakindustrie setzt sich zusammen aus Zigarettenherstellern wie British American Tobacco (BAT), Philip Morris und Japan Tobacco sowie Gesellschaften, die mit Rohtabak handeln. Die Konzentration auf wenige Großkonzerne führt dazu, dass diese die Kontrolle über Preise, Märkte und Regierungen haben. In Ländern wie Brasilien, Bangladesh oder Malawi nehmen sie eine Monopolstellung ein.
Die Tabakbauern sind samt ihren Familien und den Arbeitern, die auf den Plantagen tätig sind, extrem von den Tabakkonzernen abhängig. Die Konzerne bestimmen nicht nur die Preise des Tabaks, sondern auch die Löhne und Arbeitsbedingungen der Tabakbauern. Verstärkt wird die Abhängigkeit über Kreditsysteme, aus denen sich die Bauern nicht befreien können. Sie geraten in eine Art „Schuldknechtschaft“. Zudem zwingen die Konzerne die Bauern, die bei ihnen unter Vertrag stehen, dazu, Saatgut, Düngemittel und Pestizide bei ihnen zu beziehen. Diese einseitige Abhängigkeit führt bei den Tabakbauern zu schwerwiegenden sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Probleme. Die Betroffenen befinden sich in einer Abhängigkeitsspirale, aus der es kaum einen Ausweg gibt.
Der Tabakanbau zerstört nicht nur Wälder und Böden, er ist auch extrem arbeitsintensiv. Ein grosser Teil der Tätigkeit ist Handarbeit. Pro Hektar Anbaufläche, das sind 10 000 Quadratmeter, müssen pro Jahr daher mindestens 211 Arbeitstage aufgewendet werden. Zum Vergleich: Mais erfordert pro Hektar nur 22 Arbeitstage.
Da die Bauern in den Entwicklungsländern arm sind, können sie sich vielfach keine Angestellten leisten. Die Folge: die ganze Familie muss mitarbeiten. Auch die Kinder und Frauen. In Brasilien stammen beispielsweise 90 Prozent der Leute, die im Tabakanbau arbeiten, aus der Familie der Tabakbauern. Die restlichen 10 Prozent sind Nachbarn oder Erntehelfer. In Tansania wiederum stellen Kinder die mit Abstand größte Gruppe der Erntehelfer dar.
Die auf den Tabakplantagen arbeitenden Menschen werden wie moderne Sklaven behandelt. Zumeist existieren keine Verträge mit den Abnehmern, und wenn es welche gibt, dann dienen sie vor allem dazu, neue Abhängigkeiten zu schaffen. Es gibt auch keine arbeitsrechtlichen Bestimmungen zum Schutz der Arbeitenden, und es gibt auch keine Gesundheitsvorsorge.
Das schwächste Glied in der Kette sind die Kinder. Gerade für Familienbetriebe hängt die Existenz von der Tabakernte ab. In der Folge spielt Kinderarbeit in einem Großteil der Tabakanbauländer eine wichtige Rolle. Brasilianische Kinder nennen das Zusammenbinden getrockneter und sortierter Tabakblätter „Puppen machen“. So wie sie arbeiten viele Kinder ab fünf Jahren in weiteren bedeutenden Tabakanbauländern wie Indien, Indonesien, China, Bangladesh, Malawi und Simbabwe. Dabei übernehmen Kinder auch potenziell gefährliche Arbeiten wie etwa das Anwenden von Düngern und Pestiziden.
Wenn die Kinder auf den Plantagen arbeiten müssen, dann können sie nicht das tun, was für Kinder normal ist. Zum Beispiel spielen, lesen, mit Freunden zusammen sein oder Sport betreiben. Oft können sie nicht zur Schule gehen. Oder die Schule leidet unter der Arbeit. Jugendliche brechen die Schule vielfach ab, nur um ganztags arbeiten zu können. Ohne schulische Ausbildung stehen die Chancen schlecht, dass die Jugendlichen einen guten Arbeitsplatz finden. Die Armutsspirale setzt sich bei ihnen fort.
Kinderarbeit hat auch weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Denn jede Gesellschaft benötigt eine gut ausgebildete, qualifizierte Bevölkerung. Kinderarbeit unterbindet dies.
Davon abgesehen ist die Arbeit im Tabakanbau sehr hart und anstrengend für den Körper. Sie ist auch gefährlich für die Gesundheit. Es gibt Vergiftungen durch die Schädlingsbekämpfungsmittel und die Tabakpflanze.
Auch um die Frauen ist es schlecht bestellt. Sie sind bei allen Arbeiten rund um den Tabakanbau unentbehrlich, von der Aussaat bis zur Ernte. Sie beaufsichtigen auch die Trocknungsanlagen, die 24 Stunden am Tag die richtige Hitze halten müssen.
Sie erhalten nicht einmal in der Schwangerschaft oder bei der Geburt entsprechenden Schutz. Die Chemikalien, denen die schwangeren Frauen beim Tabakanbau ausgesetzt sind, können zu Fehlgeburten und Missbildungen der Kinder führen. Auch die Neugeborenensterblichkeit ist hoch.
Ein typisches Beispiel für die Ausbeutung von Tabakarbeiter/innen ist Malawi. Das südostafrikanische Land bezieht rund 70 Prozent seiner Exporterlöse aus dem Tabakanbau. Malawi ist das am stärksten vom Tabakanbau abhängige Land der Erde. Insgesamt sind fast zwei Millionen Menschen in diesem Bereich beschäftigt, darunter rund 78.000 Kinder!
In der Regel gehören die Plantagen Großgrundbesitzern, die sie an Kleinbauern verpachten. Verschiedene Organisationen berichten, dass etwa eine halbe Million Tabakpächter/innen im Land in der Regel keine schriftlichen Verträge und kaum oder keinen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern wie sauberem Trinkwasser und ausreichender Nahrungsversorgung verfügen. Was man auf den Plantagen vorfindet, lasse sich nur mit dem Begriff „moderne Sklaverei“ beschreiben.
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