Das sagen die Eltern
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Sinn für Realität

Viele Jugendliche, die onlinesüchtig sind, haben Mühe damit, die Realität richtig einzuschätzen. Einige betroffene Eltern haben Wege gefunden, damit umzugehen.

Manche jugendlichen Gamer überschätzen sich maßlos und erkennen nicht, dass sie ohne Fleiß und Durchhaltevermögen ihre Ziele nicht erreichen können. Andere Gamer wiederum haben das Problem, dass sie sich nur auf ihre eigenen Bedürfnisse fokussieren und dabei übersehen, dass andere Personen auch Wünsche haben. Die Eltern von Nico und Louis kennen diese Phänomene:

Die Träume von Nico (21)

Immer wieder erzählt Nico, was er in näherer Zukunft vorhat. Er will die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium schaffen und denkt, die Vorbereitungen ganz einfach mit Gamen kombinieren zu können. Erst im letzten Moment merkt er, dass er sich viel zu wenig vorbereitet hat und meldet sich wieder ab.

Ein anderer Traum von Nico ist, als Saxophonist in eine Band einzutreten. Eigentlich hat er ein großes Talent, doch er verschiebt diesen Traum immer wieder und unternimmt nichts, um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen.

Nicos Ziele und die Realität driften in den meisten Fällen sehr weit auseinander. Seine Träume sind oftmals nicht mehr als Illusionen, Fantasien, die keinen Bezug zur Realität haben.

Für Louis (16) zählt nur, was er will

Louis und seine Geschwister möchten zusammen spielen. Louis zieht ein Strategiespiel vor, seine Geschwister wollen lieber Zeit mit einem Familienspiel verbringen. Louis wendet sich ab und sagt, er verzichte. Er merkt dabei nicht, dass seine Geschwister große Freude daran hätten, wenn er mitmachen würde, auch wenn es nicht sein Lieblingsspiel ist.

Louis sieht oft nur seine eigenen Bedürfnisse und nimmt die Wünsche seiner Mitmenschen gar nicht wahr.

Unterschiedliche Fehleinschätzungen der Realität können normale Auswirkungen der Pubertät sein, denn im Jugendalter ist das Gehirn noch nicht fertig entwickelt und gewisse Hirnareale funktionieren nicht gleich gut wie bei Erwachsenen. Beispielsweise ist der sogenannte Frontalkortex noch nicht ganz ausgereift, der beim Menschen für das Planen und langfristige Denken zuständig ist. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Hinter der Unfähigkeit, die Realität richtig einzuschätzen, können aber auch psychische Störungen wie z.B. ADHS stecken. Onlinesucht ist in manchen Fällen die Folge einer anderen psychischen Störung. Ob dies im Fall Ihres Kindes zutrifft, wissen wir aber nicht. Wenn Sie sich unsicher fühlen, empfehlen wir Ihnen, sich eine fachliche Meinung einzuholen.

Betroffene Eltern raten Folgendes:

Loben Sie da, wo sich Ihr Kind selber überschätzt

Jugendlichen, die immer wieder ihre Fähigkeiten komplett überschätzen, hilft es, Lob und Anerkennung zu bekommen. Denn diese Jugendlichen überschätzen ihre Fähigkeiten vielfach als Selbstschutz. Sie bemerken ihre Schwächen und versuchen diese vor sich selber und vor anderen zu verstecken, indem sie erzählen, wie einfach sie dies und jenes erreichen werden. Wenn Eltern ihr Kind genau da loben, wo seine Schwächen sind, hilft dies dem Jugendlichen, die Selbstüberschätzung zu regulieren.

«Ich habe immer gelobt und im selben Satz ein «aber» angefügt. Dadurch habe ich jedes Mal mein Lob wieder abgeschwächt. Ich habe erst in der Familientherapie gelernt, ohne Einschränkungen zu loben. Ein einfaches, ehrliches Lob, das von Herzen kommt, hilft meinem Sohn sehr.»

(Susanne, Mutter von Nico)

Weitere Tipps zum Thema Anerkennung finden Sie hier.

Flussdiagramm hilft, die Wünsche von anderen aufzuspüren

Jugendlichen, die oft nur ihre eigenen Bedürfnisse sehen, kann es helfen, eine konkrete Anleitung zu bekommen. Ein wirksamer Tipp von betroffenen Eltern ist es, zusammen mit dem Jugendlichen einen realistischen Weg für spezifische Alltagssituationen aufzuzeichnen, z.B. mit Hilfe eines Flussdiagramms. Die Grafik hilft dem Jugendlichen, Schritt für Schritt vorgehen zu können.

«Ich denke ganz anders als mein Sohn. Er denkt sehr logisch, deshalb macht er auch eine technische Lehre. Ich habe also Instrumente gesucht, wie ich ihm mein Anliegen erklären kann, so dass er mich versteht. Mit dem «Wenn-Dann-Schema» beziehungsweise dem Flussdiagramm ist mir das gelungen. Es hat eine Zeit lang sehr gut funktioniert.»

(Marianne, Mutter von Louis)

Als Beispiel dient die Situation von Louis:

 

Weiter mit «Beziehung zum Sohn»

Patronat
Autor/-in
Betroffene Mütter und Väter (anonym)
Daniela Heimgartner
Revisor/-in
Franz Eidenbenz / Eva Kouba
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