Perspektiven im Krisenfall

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Grenzen setzen bei aggressivem Verhalten

Quelle: Zffoto / Fotolia

Hohe Aggressionsbereitschaft stellt für viele Lehrende eine Überforderung dar. Ein Handlungsleitfaden zeigt mögliche Schritte.

Gewalt in der Schule wird meist mit tätlichen Übergriffen in Beziehung gebracht. In der Realität ist das Spektrum wesentlich breiter und schließt auch subtilere bzw. psychische Formen von Gewalt ein, wie Auslachen, Drohen, verbale Übergriffe, Abwertungen, und ähnliches.

Eine besondere Form von Gewalt ist Mobbing – einE SchülerIn ist über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen ausgesetzt.

Unbehandeltes aggressives Verhalten in Schulen hat weit greifende negative Konsequenzen. SchülerInnen, die in einem Umfeld aufwachsen, das nichts gegen aggressives Verhalten unternimmt, gehen nicht gern in die Schule, sind weniger motiviert und haben auch schlechtere Noten. Ein positives Umfeld, das aggressives Verhalten unterbindet, wirkt dagegen motivations- und leistungsfördernd. Gewaltprävention ist somit auch eine Maßnahme zur Motivations- und Leistungsförderung. 

Gewaltprävention ist daher als Kernaufgabe der Schule zu verstehen. Zahlreiche Projekte und Plattformen befassen sich mit der Implementierung von Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen.

Grundsätzlich funktioniert Gewaltprävention auf drei Ebenen:

  • primäre Prävention: Prävention im Sinne von langfristiger Arbeit mit SchülerInnen und Lehrkörper
  • Interventionsstrategien: Verhalten in aktuellen Gewalt- und Konfliktsituationen
  • Nachbearbeitung: Maßnahmen zur Konfliktregelung, die die Rückfälligkeit betreffen

Konkrete Handlungsspielräume – ein Beispiel:

In eine 6.Schulstufe mit 15 Mädchen und 10 Buben geht auch Peter, ein Schüler, der bereits öfter aufgefallen ist.

Während einer Unterrichtsstunde steht er – für den Lehrer zunächst unbemerkt – auf, geht zu einem seiner Klassenkameraden in der Nähe und beginnt ihn zu schlagen.

Schritt 1: Ein Stoppsignal setzen

Wichtig: Noch weiß der Lehrer gar nichts über die Hintergründe dieser Tat. Es könnte eventuell sogar sein, dass er – wenn er das zuvor Vorgefallene erfährt – die Aggression verstehen kann, auch wenn er sie natürlich nicht duldet. Im Moment ist sein Schüler viel zu sehr in den Emotionen verhaftet, um Argumenten zugänglich zu sein. Es gilt, den Mitschüler zu schützen.

Stoppsignale setzen bedeutet:

  • Direkte Zuwendung an Peter (Augenkontakt und körperlich zugewendet – mit Abstand)
  • Ansprache mit dem Namen (=Signalwort)
  • Ausruf wie „Stopp“, „Halt“ (=Signalwort)
  • Keine Erklärungen, keine Drohungen

Schritt 2: Benennen der Situation

Peter wird auf seine Gefühle angesprochen (z.B. Du bist jetzt richtig wütend; du weißt jetzt offenbar nicht mehr, wie du reagieren sollst). Damit holt der Lehrer Peter von seinem „Alarmzustand“ herunter und macht ihn gesprächsbereiter. Der Lehrer zeigt auch seine Gefühle (z.B. Ich bin jetzt selbst ganz sprachlos).

Schritt 3: Was ist vorgefallen

Falls es zu einer Verletzung des Mitschülers gekommen ist, hat das selbstverständlich Vorrang. Ist der Mitschüler aber auch eher überrumpelt und in einer ähnlichen Situation wie der Lehrer, so geht es um eine erste Klärung: Zum Beispiel: Was hast Du denn erlebt? Was brauchst du jetzt? Bei dieser Klärung wirken beide Schüler mit.

Schritt 4: Lösungsansätze

Wenn es in der betreffenden Schule eine Streitschlichter-  oder Peermediationsausbildung gibt, ist nun ein guter Zeitpunkt für den Einsatz dieser Ressourcen.

Gibt es das nicht und ist eine Klärung von Peters Verhalten nicht so leicht möglich (er „zuckt“ immer so leicht aus, sagen die Mitschüler, und Peter weiß selbst nicht, warum) so sollte mit Peter in Einzelarbeit sein Verhalten geändert werden. Die Chancen dafür stehen dann sehr gut, wenn das Peter selbst auch will und wenn keine psychische Krankheit vorliegt (das ist mit den Eltern abzuklären).

Schritt 5: Durchführung

Mit Peter wird eine „Wutskala“ erarbeitet, bei der er von 1 – 10 das notiert, was ihn am wenigsten bis hin zu am meisten wütend macht und wie er darauf reagiert; z. B: Stufe 1 „unruhig“ – jemand starrt mich an. Abstufungen von Wut sind z.B. aufgeregt, beunruhigt, aufgebracht, wütend, genervt, rasend vor Wut, zornig, in Rage, erbost, erzürnt, sauer, verstimmt, gewalttätig, stocksauer. Es wird auch mit ihm besprochen, woran er an sich erkennt, dass er sich nun auf der „Wutskala“ befindet und Mechanismen besprochen, was er dagegen tun kann, bevor er auf der „Wutskala“ weiter voran schreitet. Peter hilft es, seine Hände zu Fäusten zu ballen oder zu singen.

Schritt 6: Begleitmaßnahmen

Mit der Klasse wird besprochen, wie sie ihm helfen kann. Sie erfährt, was Peter wütend macht, um solche Situationen mit ihm zu vermeiden. Es wird ein „Geheimwort“ mit der Klasse besprochen, das er ausspricht (ein neutrales Wort, z.B. „Wurstsalat“), wenn er wütend zu werden droht. Die anderen sind dann „vorgewarnt“. Das Ganze bekommt den Charakter eines Experimentes für die Dauer einer begrenzten Zeit (z.B. eine Schulwoche), während der sein Fortschritt besprochen und gelobt wird. Diese Form des „Experimentes“ besitzt spielerischen Charakter und ist motivationsfördernd. Ist das Experiment erfolgreich, wird es verlängert.

Eine Begleitmaßnahme stellt auch die Hilfe eines Mitschülers dar, der ihm zur Seite steht und ihn unterstützt, wenn er zu aggressiv zu werden droht und ihn auf sein Verhalten aufmerksam macht. Tim, der Mitschüler, ist sozial kompetent und wird von Peter gemocht – eine wichtige Voraussetzung, wenn er seine Hilfe annehmen soll.

Zu weiteren Hinweisen im Umgang mit Gewalt und Aggression in der Schule lesen Sie bitte in weiteren Unterkapiteln nach, insbesondere: Autorität, Führen und Leiten, Mobbing, Beziehung als Basis, Grenzen setzen, Kommunikation Grundlagen und richtig kommunizieren.

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