Mobbing ist an Schulen weit verbreitet! Viele Kinder schweigen, weil sie sich nicht trauen, um Hilfe zu bitten. Wie können Sie als LehrerIn Mobbing-Situationen erkennen, und wie können Sie unterstützend wirken?
Fallbeispiel:Andreas (14 Jahre) ist ein guter Schüler und bei den LehrerInnen beliebt. Die Pausen verbringt er meistens mit Michael, Sebastian, Thomas und Peter. Die fünf Buben geben den Ton in der Klasse an. Die meisten SchülerInnen in der Klasse (auch die Mädchen) lieben Basketball, nur Roland nicht. Roland ist nicht gut in Sport. Er ist etwas kleiner, auch etwas schwächer als die anderen. Er interessiert sich für Literatur, besonders für Gedichte. Sein Interesse wird von niemandem in der Klasse geteilt. Im Gegenteil, denn Roland wird von seinen MitschülerInnen wegen seiner „altmodischen“ Art zu Sprechen oft gehänselt. In der Turnstunde wird er bloßgestellt. Auch der Turnlehrer hat schon einmal mit den anderen mitgelacht, weil sich Roland ungeschickt angestellt hat. Er wurde von Andreas und seinen vier Freunden auch schon geschubst und gerempelt und fühlt sich in der Klasse nicht wohl. Oft hat Roland in der Früh Bauchweh, bevor er in die Schule geht. Aber er hat das noch niemanden erzählt.
Die im Fallbeispiel geschilderte Situation stellt einen typischen Gewalt- und Mobbingvorfall dar. Die wesentlichsten Merkmale von Mobbing sind:
In der Schule können sowohl SchülerInnen als auch LehrerInnen solchen Übergriffen ausgesetzt sein und sowohl Opfer als auch TäterIn sein. Man unterscheidet zwischen aktivem, direktem Mobbing (Auslachen, Beleidigen, Hänseln, Drohen, Erpressen, Nötigen, körperliche Übergriffe), und passivem, indirektem Mobbing (Verbreiten von Lügen, soziales Ausgrenzen, Stehlen oder Zerstören von Eigentum des Mobbingopfers).
Laut einer Befragung der Notrufeinrichtung „147 Rat auf Draht“ und des SOS Kinderdorfs (2015) ist fast jede/r zweite Schüler:in ist von Mobbing betroffen. Besonders hoch ist die Zahl der Betroffenen unter den Neun- bis 14-Jährigen, doch viele Jugendliche trauen sich nicht, um Hilfe zu bitten: „Wir führen pro Tag rund fünf Beratungen rund um das Thema Mobbing durch“, sagt Birgit Satke, Leiterin von „147 Rat auf Draht“. „Auffällig oft haben die Kinder und Jugendlichen Angst, sich jemandem anzuvertrauen. Sie befürchten, dass sich die Situation dadurch noch verschlimmern könnte.“
Laut der Studie stehen beim Mobbing Beschimpfungen und Beleidigungen auf Platz eins. Bei Mädchen folgt darauf das systematische Ausschließen einer Person, bei den Burschen ist körperliche Gewalt der nächste Schritt. Von Cybermobbing sind tendenziell ältere und weibliche Jugendliche betroffen. SOS Kinderdorf: Mobbing in der Schule
Cybermobbing, Sexting
Beim immer häufiger auftretenden „Cybermobbing“ benutzen TäterInnen das Internet oder andere Kommunikationstechnologien dazu, andere beispielsweise einzuschüchtern, mit Fotos und/oder verbal bloßzustellen. Das Versenden von erotischen Selbstaufnahmen per Smartphone oder Internet nennt man „Sexting“ – zusammengesetzt aus Sex und Texting. Umfragen zeigen, dass die Hälfte der Jugendlichen bereits Erfahrung mit dem Verschicken von Nacktbildern hat. Neben Erpressung kommt es vor, dass die Bilder öffentlich gemacht werden und der/die Abgebildete verspottet wird. Einmal im Internet verbreitet, können freizügige Fotos nur noch schwer entfernt werden, und können Jahre später wieder im Netz auftauchen. Doch niemand darf freizügige Fotos von einem anderen einfach weiterleiten. Mobbing, Cybermobbing und Sexting sind strafbar! Seit 1.1. 2016 ist in Österreich auch Cybermobbing ein eigenständiger Straftatbestand.
Es gibt sowohl Umfeldfaktoren, als auch individuelle Faktoren, die die Entstehung von Mobbing begünstigen.
Umfeldfaktoren:
Individuelle Faktoren:
Handlungsperspektiven - was können LehrerInnen tun?
Was können SchülerInnen tun?
Aufgrund des systematischen Auftretens sind die Folgen von Mobbing gravierender, als von einmaligen Gewalthandlungen. Es ist kein Verhalten, das von alleine wieder aufhört. Umso wichtiger ist es, dass LehrerInnen sich mit dem Thema Mobbing auseinandersetzen und im Anlassfall konsequent eingreifen.
Literaturtipp:
Wachs et.al: Mobbing an Schulen. Erkennen - Handeln - Vorbeugen. 2016
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