im schulischen Setting.
Im Folgenden werden die wichtigsten Informationen dieses Berichtes zusammenfassend dargestellt:
Schlussfolgerungen
Grundsätzlich kann die Verwendung des Cannabisprogramms bei allen Jugendlichen empfohlen werden, die für das Thema „Cannabis“ Interesse haben (Stufe 2), die gelegentlich oder regelmässig konsumieren (Stufe 3 bis 6) oder die konsumiert haben (Stufe 7). Die Verwendung des Cannabisprogramms kann zurzeit nicht empfohlen werden, bei Jugendlichen, die nicht kiffen und kein Interesse dafür haben (Stufe 1), da die vorliegende Studie bei dieser Gruppe keine Wirkung zeigt. Für diese Jugendlichen empfiehlt sich die Behandlung eines anderen Themas von feelok oder die Anwendung einer anderen Interventionsmassnahme.
Neben diesen grundsätzlichen Empfehlungen stellt sich weiterhin die Frage, wie man feelok verwenden kann, um sein Potential – auch unter einer langfristigen Perspektive – besser zu fördern. Es gibt drei allgemeine Strategien, die in der Schule Anwendung finden können und im Folgenden kurz beschrieben werden.
Strategie 1: Die totale Freiheit
Die Jugendlichen können in feelok frei surfen. Sie erhalten keine Aufgabe. Die Arbeitsblätter sind auch kein Thema.
Der grosse Vorteil dieser Strategie ist seine Ungekünsteltheit. Auch Lehrpersonen, die sich im Umgang mit feelok nicht besonders sicher fühlen, müssen nur die Webadresse bekannt geben und die Jugendlichen machen den Rest. Zudem reduziert diese Vorgehensweise das Risiko der negativen Dissonanz , da die Jugendlichen im Prinzip nur die Themen wählen, die für sie interessant (und eventuell relevant) sind.
Trotz dieser Vorteile können wir diese Vorgehensweise nur in seltenen Fällen empfehlen. feelok bietet zahlreiche Informationen an. Das Risiko, dass sich die Jugendlichen ohne eine gewisse Strukturierung in dieser Fülle von Informationen verlieren, ist gross. Zudem ist nicht auszuschliessen – vor allem wenn die Lehrperson im Computerraum nicht anwesend ist – dass die Jugendlichen über andere Themen zu diskutieren beginnen, Themen, die in ihrem Alltag eine höhere Priorität geniessen. Weiterhin kann nicht vergessen werden, dass einige Jugendliche nach dem Motto funktionieren: „Keine erhaltenen Aufgaben – gar keine Aufgaben“, was konkret heisst, dass sie ohne einen expliziten Auftrag nichts unternehmen.
Wir schätzen aus diesen Gründen, dass im schulischen Setting die Strategie 1 keinen bedeutungsvollen Einfluss auf das Verhalten der Jugendlichen hat. Die Ausnahme betrifft jene Klassen, die fähig sind, sich Fragen zu stellen und feelok als Gelegenheit wahrnehmen, um nach entsprechenden Antworten zu suchen. Die Lehrperson ist in der besten Position, um zu bestimmen, ob sie eine solche Klasse hat und ob die Vorgehensweise der Strategie 1 für sie sinnvoll ist.
Strategie 2: Die starke Strukturierung
Ganz anders als die Strategie 1, reduziert die Strategie 2 die Mitgestaltungsfreiheit der Jugendlichen auf einem Minimum. Bei dieser Strategie ist die ganze Vorgehensweise über die Verwendung von feelok vom Anfang an geplant und die Jugendlichen sind gezwungen, sich mit vorbestimmten Themen auseinander zu setzen. Die Strategie 2 kann in verschiedenen Weisen angewendet werden. Im Rahmen der Wirksamkeitsstudie hat sie so ausgesehen: Die erste Stunde haben die Jugendlichen in kleinen Gruppen die Fragen des allgemeinen Cannabisprogramms beantwortet. Die zweite Stunde haben sie allein mit ihrem eigenen Arbeitsblatt den stufenspezifischen Cannabisprogrammteil bearbeitet. Die dritte Stunde konnten sie ein anderes feelok-Programm wählen und frei surfen.
Der grosse Vorteil der Strategie 2 ist die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Inhalte die Zielgruppe erreichen. Wenn sich eine Schule z.B. für das Thema „Rauchen“ entscheidet und sie als Priorität hat, dass die Schüler/innen sich mit dieser Dimension beschäftigen, muss man strukturiert vorgehen und sie anhalten, mit dem Rauchprogramm zu arbeiten. Zudem, wenn alle das gleiche Thema behandeln, kann die Diskussion, der Austausch und - im Fall eines positiven sozialen Klimas – die gegenseitige soziale Unterstützung gefördert werden. Dies wiederum kann besonders bei Verhaltensweisen wichtig sein, die stark von der sozialen Norm und von der Gruppendynamik beeinflusst werden (z.B. wie der Cannabiskonsum und das Rauchen).
Neben diesem Vorteil gibt es aber eine Reihe von Nachteilen, die man ernst nehmen muss: der grösste Nachteil ist das Risiko der negativen Dissonanz. Wenn jemand gezwungen ist, sich mit Inhalten zu beschäftigen, ohne dafür innerlich bereit zu sein, kann es passieren, dass das Interventionsprogramm das Problemverhalten verstärkt anstatt es abzuschwächen. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Lehrpersonen grosse Kenntnisse über feelok und ein grosses Vertrauen über die eigene Fähigkeit mit dem Computer umzugehen haben müssen, um die Anwendung des Programms so gezielt durchzusetzen. Und noch: mit dieser strukturierten Vorgehensweise werden die Bedürfnisse der Schule, vielleicht diese der Lehrpersonen, und auch jene des Interventionsprogramms angesprochen (z.B. Rauchprävention), aber nicht unbedingt die Bedürfnisse der Schüler/innen. Wenn man die Bedürfnisse und Prioritäten der Schüler/innen nicht anspricht, kann man auch nicht erwarten, dass sich eine positive Beziehung zwischen ihnen und dem Programm entwickelt. Und diese positive Beziehung ist genau das, was das Interventionsprogramm braucht, um bei „schwierigeren“ Jugendlichen vielleicht nicht heute, sondern in Zukunft seine präventiven und gesundheitsfördernden Ziele zu realisieren.
Aus diesen Gründen empfehlen wir diese Vorgehensweise eher bei den Jugendlichen und bei den Themen, bei denen das Risiko der negativen Dissonanz gering ist. Erfahrungsgemäss sprechen wir somit vorwiegend die jüngere Zielgruppe (11-14jährige) an und eher dissonanzneutrale Themen, wie z.B. das Autogene Training und das Fitness (Stressprogramm) oder der Körper der Frau und des Mannes (Liebe- und Sexualitätsprogramm). Bei älteren Jugendlichen und bei dissonanzreichen Themen (z.B. Cannabis und Rauchen) ist die Verwendung der Strategie 2 mit Vorsicht anzuwenden.
Strategie 3: Die ausgewogene Alternative
Die Erfahrung und die Daten der Wirksamkeitsstudie, die in diesem Bericht behandelt wurden, sowie die Mitteilungen, die wir im Laufe der letzten zwei Jahre von den Lehrpersonen erhalten haben, haben zur Konzeptualisierung dieses dritten Weges geführt. Der dritte Weg verbindet die Freiheit der ersten mit der Strukturierung der zweiten Strategie. Es gibt verschiedene Modelle, die für diesen dritten Weg denkbar sind. Unsere Version sieht so aus:
Diese Vorgehensweise hat eine Reihe von Vorteilen. Die Jugendlichen werden über die Vielfalt der inhaltlichen Angebote von feelok informiert. Themen, die für die junge Person heute noch nicht aktuell sind, könnten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Mit dieser Vorgehensweise kann der Jugendliche dieses Thema wählen, das auf seiner Liste eine hohe Priorität geniesst. Insofern das Programm in der Lage ist, den Erwartungen zu entsprechen, bildet sich auch eine positive Beziehung mit dem/r feelok-Besucher/in. Und diese positive Beziehung erhöht die Chance, dass das Programm in Zukunft erneut verwendet wird und dass die Präventionsziele von feelok mittel- oder langfristig realisiert werden. Nicht zu unterschätzen ist zudem, dass diese Strategie das Risiko der negativen Dissonanz reduziert. Dies wiederum erhöht die Chance, dass das Programm keine unerwünschten Auswirkungen hat.
Da eine gewisse Strukturierung trotzdem vorhanden ist, werden die Jugendlichen von der Informationsfülle von feelok nicht überfordert. Und die konkrete Aufgabe sorgt dafür, dass sie nicht beginnen, sich mit anderen Aktivitäten zu beschäftigen. Eher problematisch ist diese Vorgehensweise bei Jugendlichen, die für kein Thema von feelok Interesse haben sowie bei diesen, die – um „gut zu funktionieren“ – eine starke Strukturierung benötigen. Für die Jugendlichen, die für kein Thema von feelok Interesse haben, empfehlen wir die Tests von feelok (z.B. der Berufseignungstest) oder Spiele, wie das Money- (Rauchprogramm) oder das Leiterspiel (Cannabisprogramm). Weitere Themen in feelok, wie die Prävention des Alkoholkonsums oder die Bewegungsförderung sind geplant, um die Breite der möglichen Bedürfnisse der Zielgruppe noch besser abzudecken.
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